••• Von Georg Sander
Wie geht es den Marcher Fleischwerken mit den vielen Herausforderungen unserer Zeit? Die Pandemie hat Marcher als systemrelevanter Betrieb unbeschadet überstanden. Das erklärt Norbert Marcher, Geschäftsführer der Marcher Fleischwerke, im Gespräch mit medianet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen der Einreise von Mitarbeitern konnten „dank frühzeitigem und konsequenten Präventionsmanagement Clusterbildungen in unseren Betrieben erfreulicherweise verhindert werden”.
Doch „nach” Corona ist bekanntlich mitten in der Energiekrise. Die Auswirkungen dieser habe aus seiner Sicht zwei wesentliche Aspekte für das Unternehmen: „Zum einen galt es, Vorkehrungen zu treffen, um für den Fall einer auch uns als systemrelevantes Unternehmen der Lebensmittelerzeugung potenziell treffenden Gasmangellage den Betrieb aufrechtzuerhalten.” Diesen Aspekt habe Marcher durch technische und organisatorische Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen. An drei Produktionsstandorten mussten dafür Umrüstungen vorgenommen werden. „Zum anderen”, so Marcher weiter, „sind natürlich die extremen Preissteigerungen im Energiebereich eine große wirtschaftliche Herausforderung.” Marcher ist zeitgerecht umgestiegen, allerdings sei dieser Schritt erfolgt, um resilient zu sein: „Je nach Tagespreis für Gas bzw. Öl ist diese Verlagerung günstiger oder auch nicht.” Aber klar ist: Es gibt Preissteigerungen in nahezu allen anderen relevanten Bereichen.
Günstigere Lebensmittel
Die Umsetzung dieser Kostensteigerungen in entsprechende Verkaufspreise sei für alle Stufen schwierig, nicht zuletzt für den Konsumenten, der dafür aufkommen muss, was vielen in diesen Zeiten schwer zumutbar ist.
Denn man merke im Lebensmittelhandel durchaus, dass sich das Einkaufsverhalten verändere: „In den LEH-Sortimenten gibt es eine merkbare Verlagerung hin zu günstigeren Artikeln”, und gleichzeitig können sich einzelne hochpreisige Nischensortimente wie z.B. Biofleisch halten.
Investition in der Krise
Allen Krisen zum Trotz investiert man Millionen in den Ausbau der Firmenzentrale und in ein modernes Salamiwerk (siehe Kasten). Seit wann war das geplant bzw. wie wichtig ist es in Zeiten multipler Krisen, zu investieren? „Ein Vorteil der Lebensmittelbranche ist eine stabile, nachhaltige Nachfrage – sie macht vor Krisen nicht halt”, erklärt Marcher. Die Baumaßnahmen seien auf der Grundlage von Entscheidungen mit langfristiger Perspektive erfolgt. Dabei handle es sich um Kapazitätserweiterungen in jenen Bereichen, „wo wir an unsere Grenzen angelangt waren, wie beispielsweise in der Salamireifung. Zu einem großen Teil handelt es sich um Maßnahmen, die die vorhandenen Produktionsprozesse optimieren und modernisieren.”
So inkludiert der Umbau in Villach eine großzügige Erweiterung der Sozialräume, Kantine sowie einen kompletten Neubau eines Bürotrakts zusätzlich zu der Modernisierung der Verpackung sowie der Zerlegelinien. Aber: „Wir sind froh, dass die wesentlichen Investitionsaufträge noch vor dem extremen preislichen Zenit in der Baubranche verhandelt werden konnte.”
„Kein starker Rückgang”
Wie wird es also aus seiner Sicht weitergehen? „Hochwertige Lebensmittel werden immer konsumiert, Leute essen auch weiterhin Fleisch- und Fleischprodukte”, stellt er abschließend klar.
Die Menschen wären vielleicht etwas preis- oder aktionsbewusster und es ist auch eine teilweise Rückverlagerung des Verzehrs vom Haushalt (LEH als Einkaufsquelle) hin zum Außer-Haus-Bereich (nach den Lockdowns) beobachtbar, aber: „Ein starker Rückgang des Gesamtkonsums ist jedoch weder aktuell feststellbar noch erwarten wir dies.”