••• Von Christian Novacek
Es war eine dynamische Entwicklung: „Wenn wir heute den Rückspiegel ausklappen, dann waren 15 von 20 Jahren großartig”, sind sich die beiden Unito-Chefs Harald Gutschi und Achim Güllmann einig. Am meisten geholpert hat es nicht in den Pandemiejahren (die hat der Onlineboom gerettet), sondern zur Zeit der großen Transformation: „2003 haben wir aus der Not heraus die Unito gegründet”, erinnert Gutschi, „das war der Umstieg vom Kataloggeschäft zum E-Commerce-Händler.”
Schwieriges Jahr 2022
Die Versandhandelsgruppe hat die Krisen mit den Vorzeichen Inflation, Energiepreise und abnehmender Kaufkraft der Konsumenten gut weggesteckt. „2022 hat das Pendel zurückgeschlagen, und der Onlinehandel ist wieder auf ein normales Niveau gekommen”, kommentiert Gutschi und bezeichnet dabei 2022 dennoch „als das schwierigste Jahr seit Bestehen des Onlinehandels”. Laut Statista war der Online-Markt in diesem Jahr in Österreich um 8,5% rückläufig. In den für Unito relevanten Online-Segmenten Textil, Living und Technik war der Rückgang mit 12,4% noch heftiger.
Otto entwickelte sich aber entgegen dem Markttrend und wuchs 2022 um vier Prozent zum Vorjahr auf rd. 363 Mio. € im Erlös. „Besonders in krisengeprägten Zeiten konnten wir sehr gut beweisen, dass wir anpassungsfähig sind. Unser Geschäftsmodell atmet”, beschreibt es Güllmann. Mittlerweile hält man bei einem Onlineanteil am Erlös von 92% – mit sieben Onlineshops, 3,6 Mio. Kunden und 96 Mio. jährlicher Visits.
Starke Verwerfungen
Auch 2023 sind die Verwerfungen noch erheblich – der Onlinehandel verlor real im 1. Halbjahr 6,1% Umsatz, der Einzelhandel gesamt 3,8 und der Elektrohandel gar 9,9%. Entsprechend verzeichnete Unito im 1. Quartal 2023 Umsatzverluste (rd. –10%). Aber schon im zweiten Quartal erreichte man in Bezug auf das Vorjahr eine Umsatzsteigerung. Für den Rest des Jahres ist die Einschätzung optimistisch: Insgesamt rechnet das Unternehmen für heuer mit einem Erlös-plus von zwei bis fünf Prozent zum Vorjahr.
Speziell im Bereich Technik liege der Umsatz seit Monaten zweistellig über dem Vorjahr. Vor allem die Haushaltstechnik wachse stark, denn in der Vergangenheit gab es hier eine Kaufzurückhaltung – die es nun aufzuholen gilt.
Für die angepeilte Umsatzsteigerung sind naturgemäß sich positiv ändernde Rahmenbedingungen erforderlich. Die seien bei den Energiepreisen und ebenso bei den Großhandelspreisen absehbar. Das Absinken Letzterer werde in drei Monaten bei den Konsumenten ankommen.
Wohlstand braucht mehr Lohn
Letztlich stuft Gutschi einen hohen Lohn-Abschluss bei den Kollektivvertragsverhandlungen als erforderlich ein: „Die Menschen sollten zehn Prozent Erhöhung kriegen, das ist nötig, um den Wohlstand zu erhalten.” Schieflagen (etwa wenn die Pensionen um zehn Prozent steigen, die Löhne aber nur um sechs) seien zu vermeiden und überdies sei Kreativität gefragt – beispielsweise in Bezug auf Einmalzahlungen; aber auch anhand der Möglichkeit, über die Höhe der Kammerumlagen nachzudenken.
Drastisch optimistisch ist mithin die Einschätzung der Unito-Entwicklung bis 2030: Bis dahin rechnen Gutschi und Güllmann mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von acht Prozent. Die nächste große Transformation ist darin ebenfalls inkludiert, nämlich jene vom Online- zum KI-Händler.