Zaghafte Zeichen der Erholung
© Daniel Mikkelsen
RETAIL Redaktion 16.05.2025

Zaghafte Zeichen der Erholung

Die Wirtschaft legte in Q1 zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren zu – im Handel herrscht aber noch Pessimismus.

WIEN. Der aktuelle Konjunkturreport Einzelhandel des Wifo im Auftrag des Handelsverbands zeigt erste zaghafte Anzeichen einer leichten wirtschaftlichen Erholung in Österreich: Gemäß Schnellschätzung hat die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2025 um 0,2% gegenüber dem Vorquartal zugenommen – damit ist die Wirtschaft erstmals seit rund zweieinhalb Jahren wieder geringfügig gewachsen.

Die Umsatzentwicklung im Einzelhandel (exkl. Kfz) ist kalenderbereinigt sowohl im Februar (real +2,0% gegenüber dem Vorjahr) als auch im März 2025 (real +1,7%) moderat gut ausgefallen – unbereinigt sind die Umsätze hingegen in den beiden Monaten real zurückgegangen.

Schwaches Konsumklima

Nachgelassen hat zuletzt auch die Stimmung bei den heimischen Händlern, sowohl bei der Beurteilung der aktuellen Lage als auch punkto Erwartungen für die kommenden Monate – aufgrund der absehbar herausfordernden Auswirkungen der globalen Handelsverwerfungen infolge der erratischen US-Zollpolitik.

Das Verbrauchervertrauen hat sich im April merklich eingetrübt, insbesondere bezogen auf die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate: Die angekündigten Konsolidierungsmaßnahmen der Bundesregierung, welche auch Haushalte treffen, dürften in die Beurteilung negativ einwirken.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will resümiert: „Die leichte wirtschaftliche Erholung in Österreich findet noch abseits des österreichischen Handels statt. Positiv sehen wir die erleichterte Besetzung von Arbeitsstellen. Wir erzielen stabile Umsätze, aber die schwache Konsumdynamik, die anhaltend hohen Kosten und das sinkende Verbrauchervertrauen halten uns auf Trab. Anreize und Entbürokratisierung sind gefragt.”

Hoffen auf 2026

„Sowohl bezüglich der aktuellen Lage als auch der Erwartungen hat sich die Stimmung im Einzelhandel zuletzt stärker als in der Gesamtwirtschaft eingetrübt. Auch zeigen sich die privaten Haushalte deutlich pessimistischer aufgrund der erwartbaren finanziellen Kürzungen im Zuge der Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung”, ortet auch Wifo-Ökonom und Studienautor Jürgen Bierbaumer noch keine Trendwende in Sachen Konsumdynamik und prognostiziert für 2025 erneut einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3%.

Im nächsten Jahr sei dann allerdings wirklich mit einer höheren Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte zu rechnen – und einem Wirtschaftswachstum von 1,2%. (red)

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