Zalando liefert nicht nur umsonst …
RETAIL 09.10.2015

Zalando liefert nicht nur umsonst …

Onlinehändler macht es Rechnungsprellern leicht.

Am Tellerrand••• Von Nataša Nikolic

GESCHENKT. Medienberichten zufolge lieferte der deutsche Onlinehändler Zalando zwischen ­Juni 2014 und Juni 2015 insgesamt 962 Bestellungen auf Rechnung in ein Flüchtlingslager in Lebach im Saarland. Diese sollen zwar abgeholt, aber niemals bezahlt worden sein, weshalb dem Konzern ein Schaden von 181.188 € entstanden ist. Als Zalando nach einem Jahr draufgekommen ist und Anzeige erstattet hat, waren die meisten der Pseudokunden bereits über ­alle Berge. Bestellt wurden Berichten zufolge hauptsächlich hochwertige Schuhe und Kleidung sowie Koffer.

Es ist kein Witz

Die erste Frage, die ich mir bei dieser Meldung gestellt habe, war, ob es sich um einen Satire-Artikel aus der Tagespresse handelt, dem die Medien aufgesessen sind. Ich war mir sogar ziemlich sicher – wäre schließlich nicht das erste Mal. Denn dass ein Konzern wie Zalando Bestellungen satte 962 Mal an den selben Ort liefert und nicht merkt, dass dort niemand zahlt, und trotzdem weiterliefert, ist kaum zu glauben. Vor allem, wenn man weiß, dass selbiger Onlineshop sofort ein „Erinnerungsmail” schickt, wenn die Bestellung nicht fristgerecht bezahlt wird. Wie kann es also sein, dass so etwas erst nach einem Jahr auffällt? Die Antwort liefert ein Zalando-Sprecher: ­Angeblich sei ein Fehler im Algorithmus des Zahlungssystems für die Panne verantwortlich.

Lobenswert ist immerhin das Verhalten des Onlinehändlers, der die Schuld offiziell im eigenen Versagen sucht und betont, auch künftig in Flüchtlingsheime liefern zu wollen. Einzig die Zahlungsmethode würde man nochmals überdenken und eventuell auf Kreditkartenzahlung umsteigen. Weil es immer wieder Rechnungspreller gibt, hat Zalando für solche Situationen bestimmt etwas zurückgelegt.

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