Zwischen Panini, Kinder und Pegida
RETAIL daniela prugger 10.06.2016

Zwischen Panini, Kinder und Pegida

Warum Unternehmen Haltung zeigen müssen.

Am Tellerrand ••• Von Daniela Prugger


BALLS. Das Image der Fußballbranche hat stark gelitten – zu tun hat das auch mit den jüngsten Entwicklungen im Skandal rund um den Fußballverband FIFA. Die werbewirtschaftliche Ausbeutung des Events und die politische Ins­trumentalisierung des Fußballs hinsichtlich der Spiel-Vergabe sind kein Geheimnis. Der Begeisterung der Fans scheinen Korruption und Geldwäsche sowieso nichts anhaben zu können. Was rund um den Event organisiert und produziert wird, das wird nämlich kräftig in Anspruch genommen – sprich: konsumiert. Doch während Adidas und Nike um die Gunst der Fans kämpfen, sich die TV-Hersteller über mehr Umsatz freuen und die steigende Lokal-Frequenz und der wachsende Bier-Konsum auch in der Gas­tronomie die Kasse klingeln lassen, hat neben Pickerl-Produzent Panini ein weiteres italienisches Unternehmen das große Los gezogen. Der Wirbel um die deutschen Fußballer-Porträts auf den Kinderpackungen des Süßwarenherstellers Ferrero hat die Aufmerksamkeit auf die Kampagne nämlich enorm gesteigert. Mit der Abstammung mancher Spieler oder ihren nicht so deutsch klingenden Namen konnte sich die islam- und fremdenfeindlichen Organisation Pegida nämlich nicht abfinden und postete: „Vor Nichts wird Halt gemacht.” Man distanziere sich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung, reagierte Ferrero auf den mittlerweile gelöschten Facebook-Eintrag – Einknicken ist keine Option. Der Fall zeigt, wie viel Haltung in ethischen und politischen Fragen heute von Unternehmen erwartet wird. Denn die rechten Wutbürger, die sich über Kinderfotos auf Schokoladeverpackungen auslassen, sind mit ziemlicher Sicherheit dieselben, die den inzwischen eingestellten Verkauf von Halal-Fleisch bei Spar als „Islamisierung” Österreichs werteten.

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