••• Von Andre Exner
WIEN. Brexit, US-Präsidentschaftswahlen, Terroranschläge: 2016 war nicht das Jahr der Buy-and-Hold-Anleger, denn die Börsen gaben sich besonders volatil. Auch 2017 ist Flexibilität in der Veranlagung angesagt, denn passive Strategien funktionieren schon lange nicht mehr, meint Leo Willert, Gründer und Head of Trading von Arts Asset Management, einem Unternehmen der C-Quadrat-Gruppe: „Nur wenige Anleger haben die Nerven beziehungsweise das psychologische Risikoprofil und die finanziellen Mittel, um solche Durststrecken durchzustehen. Aus meiner Sicht ist bei der Geldanlage Flexibilität essenziell. Früher war das einfacher: Wer Sicherheit wollte, hat sein Geld in Staatsanleihen guter Bonität investiert. Anleger, die ein höheres Risiko in Kauf genommen haben, waren eher mit Aktien gut beraten. Aber diese Zeiten sind vorbei.”
Eine Möglichkeit, als Anleger darauf zu reagieren, sind Trendfolgemodelle, die sich nicht an Benchmarks orientieren, sondern möglichst flexibel auf die tatsächlichen Bewegungen der Märkte reagieren, also Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen. Denn langfristig hat nicht der den größten Erfolg, der jedes Prozent Gewinn mitnimmt, sondern der, der die größten Verluste vermeidet.
Ende eines langen Zyklus
Verluste drohen auch bei den früher als Absicherungskomponente im Depot geltenden Anleiheninvestments: „Wir befinden uns am Ende eines 30-jährigen Zyklus von Zinssenkungen und daraus resultierenden Kursanstiegen”, weist Willert hin.
Spätestens seit Deutschland Negativzinsen sogar für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit verrechnet und seit den jüngsten Turbulenzen nach der US-Wahl, ist klar, dass auch Anleihen-Anleger in den nächsten Jahren gute Nerven brauchen werden.
„Anleiheninvestments als sicherer Hafen haben ausgedient. Im schlimmsten Fall könnten sich die ehemals risikoarmen und sicheren Erträge in dramatische Kursverluste verwandeln.”
Der Computer entscheidet
Willerts Arts-Handelssystem arbeitet vollautomatisch, handelt strikt nach mathematischen Regeln und folgt den Trends der Märkte. „In all den Jahren wäre ich meist schlechter gelegen als das System, wenn ich nach Gespür gehandelt hätte”, sagt Willert.
Ein wesentlicher Vorteil des Handelssystems sei, dass es bei fallenden Märkten versucht, rechtzeitig auszusteigen und dadurch auch manchmal kleinere Verluste mitnimmt, um größere Rückschläge zu vermeiden. Frei nach dem Motto „Gewinne laufen lassen, aber Verluste zu begrenzen”, im Gegensatz zur „Es-wird-schon-wieder-Strategie”, sprich die Augen zu schließen, Verluste laufen zu lassen und auf künftige Kursanstiege zu hoffen.
Das Arts-System funktioniere, so Willert, seit vielen Jahren gut: „Am Anfang stand die Überlegung, wie ich mein eigenes Geld bestmöglich verwalten könnte. Um meinen Trading-Lehrer in den USA zu zitieren: Erfolg stellt sich häufig bei jenen ein, die naiv genug sind, kommende mögliche Hindernisse zu übersehen.”