••• Von Gianna Schöneich
WIEN. Sich mit Kim Jong-un zu einem Interview treffen? Mit Queen Elizabeth II einen Tee trinken? Dürften sich die Befragten des Journalistenbarometer 2017 einen Interviewpartner wünschen, würden die genannten Persönlichkeiten ganz oben auf der Wunschliste stehen.
19% der Journalisten würden demnach gern den Obersten Führer von Nordkorea interviewen, „Her Majesty” 12,4%; Platz 3 belegt Angela Merkel – sie würden gern 11,3% interviewen.
Mühsame Situationen
Vergangenen Mittwoch wurde das Journalistenbarometer von Marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl vorgestellt; das Barometer punktet mit Fragen, die mit einem Augenzwinkern daherkommen.
So wurden die Journalisten beispielsweise auch gefragt, was sie während eines Interviews als besonders mühsam empfinden. Antwortet ein Interviewpartner ununterbrochen ausweichend und nicht auf gestellte Fragen, schätzen dies 41% der Befragten als mühsam ein. Freche Interviewpartner dagegen empfinden nur 5% als störend.
Für eine Woche die Redaktion eines internationalen Mediums übernehmen? Dieses Gedankenszenario sollten sich die Befragten vorstellen und wählen. Am begehrtesten ist Die Zeit-Redaktion, 18,1% würden hier gern einmal arbeiten. National Geographic schafft es mit 13,1% auf Platz 2 der beliebtesten Redaktionen, die Bild steht bei jedem Zehnten ganz oben auf der Wunschliste (10,2%).
Doch was braucht es eigentlich, um den Job als Journalist erfolgreich auszuüben? Mehr als die Hälfte sehen dabei Neugier beziehungsweise Wissensdurst sowie gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit als notwendige Eigenschaften an. Notwendig ist laut 36% auch Stressresistenz.
Horror und Träume
Das Journalistenbarometer zeigt auch die beruflichen Horrorszenarien auf. Aufgrund mangelnder Recherche eine falsche Berichterstattung zu betreiben, ist für 52,7% ein solches Szenario, für 43,3% die Vorstellung, einer falschen Quelle zu vertrauen und Fake News zu verbreiten. Mit Sorge ist auch verbunden, durch die eigene Berichterstattung Personen, über die man berichtet (40,1%), oder Menschen aus dem eigenen Privatleben (31,1%) in Gefahr zu bringen.
Das Barometer fragte auch nach den Träumen: Ein Drittel wünscht sich, mit seiner Berichterstattung etwas in Bewegung zu setzen, das noch Jahre später Menschen hilft. 22% streben danach, andere durch ihren journalistischen Beitrag zum Umdenken zu bewegen, und 12,9% möchten etwas schreiben, über das auch noch Jahre später gesprochen wird.
Unsere Welt und Geschichte ist geprägt von Skandalen, Katastrophen und großen Ereignissen. Vorfälle, bei denen man in der jüngsten Vergangenheit gern eine journalistische Rolle gespielt hätte, sind etwa die Enthüllungen von Edward Snowden über den amerikanischen Geheimdienst (23,6%) oder der VW-Abgas-Skandal (20,6%). Ein Ereignis, das bis heute nicht getoppt werden kann, ist die Mondlandung – hier wären gern 30% dabei gewesen. Auf Platz 2 steht die Watergate-Affäre (24,8%).
Positive Entwicklung
„Stünden sie heute noch einmal vor der Berufswahl, würden sich 83,3 Prozent erneut für den Journalismus entscheiden. Das ist eine positive Entwicklung, wenn man bedenkt, dass bei unserer Befragung im Jahr 2015 lediglich sieben von zehn Journalisten ihren Beruf erneut ergriffen hätten”, resümiert Schwabl.
Für das Journalistenbarometer standen 630 Journalisten aus Österreich (34,3%) und Deutschland (64,9%) in einem Online-Fragebogen Rede und Antwort.