Sicher im (Web-)Shop
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SichtweiseWir wollen einkaufen, wann, wo und wie es uns gerade passt. Ehrlichkeit und Transparenz sollten dabei ein ständiger Begleiter sein. Dem ist aber (oft) nicht so.
DOSSIERS Redaktion 05.05.2023

Sicher im (Web-)Shop

Nach dem Corona-Boom pendelt sich der Absatz im Onlinehandel ein. Auch der stationäre Handel hat sich stabilisiert – Risiken gibt es da und dort.

Wer ­heutzutage nah an der Kundschaft sein will, kommt um einen Online-Shop kaum umhin. Damit steigen aber auch die möglichen Gefahren. Zwei Drittel der heimischen Handelsbetriebe waren bereits Opfer von Kriminalität im Netz, ein Drittel sogar mehrfach, so ein Kernergebnis der Sicherheitsstudie 2023. Die Verluste aufgrund von Cybercrime belaufen sich hierzulande mittlerweile auf mehr als 16 Mio. Euro jährlich.

„Nach dem Pandemie-bedingten Höhenflug im Bereich eCommerce sehen wir jetzt eine Konsolidierung der Umsätze. Die kriminellen Handlungen im Netz nehmen hingegen fast ungebremst zu”, sagt Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Österreichischen Handelsverbandes.
Im ersten Pandemiejahr 2020 sind die Online-Umsätze noch um stolze 17,1% nach oben geklettert. 2022 musste der heimische eCommerce im Zuge der Teuerungskrise erstmals in seiner Geschichte ein reales Minus von fast 8% verkraften. Heuer gehen die Experten wieder von einem moderaten Wachstum aus.

Mehr Schaden

Aus der vom Handelsverband in Kooperation mit dem Innenministerium durchgeführten Sicherheitsstudie 2023 geht hervor, dass 64% der österreichischen Online-Händler im vergangenen Jahr Opfer von Online-Betrug wurden; bei größeren Unternehmen waren es sogar drei von vier. Zu den gängigsten Formen von Cybercrime im Handel zählen aktuell Phishing (61%), Malware-Angriffe (52%), Cyber-Erpressung durch Hacker (32%), Ransomware (28%) und Botnetze bzw. DDoS Angriffe (16%).

Im eCommerce werden häufig Waren bestellt, obwohl den Kunden bewusst ist, dass die Rechnung später nicht beglichen werden kann (57%). Weit verbreitet ist auch die Angabe der Identität einer anderen Person (51%) bzw. die Angabe verfälschter Namens- oder Adressdaten (50%). Oftmals streiten Kunden auch ab, die Ware bestellt zu haben (47%), oder es handelt sich um einen Betrug bei der Warenauslieferung/-übergabe (46%). Öfters genannt werden noch Betrügereien im Zusammenhang mit Retouren (40%), Angabe gestohlener Zahlungsdaten (38%) oder Kunden streiten ab, Ware bestellt zu haben, obwohl sie dies getan haben (35%).
Pikantes Detail der Sicherheitsstudie: Im Vorjahr lag nur noch ein Fünftel (18%) der Schadenssummen unter 500 Euro, in 22% der Fälle verloren die Händler hingegen zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Auch der Anteil der Fälle mit einem Schaden zwischen 100.000 und einer Million Euro ist von 2% auf 3% angewachsen. Erstmals wurde 2022 die Millionenmarke geknackt – in 3% der Betrugsfälle lag die Schadenssumme über diesem Wert.

Konsumentenperspektive

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Sicherheitsstudie auch die Perspektive der Konsumenten betrachtet: Ein Drittel der heimischen Verbrauchern hat bereits negative Erfahrungen mit Schadsoftware wie Viren oder Trojanern gemacht. 20% waren schon von Datendiebstahl durch Phishing-Angriffe betroffen, weitere 14% waren Opfer von Betrug bei Online-Transaktionen. 78% der Österreicher versuchen, sich mit Virenschutz-Programmen vor Cyberangriffen zu schützen. 58% setzen auf regelmäßige Software-Updates, und immerhin 63% haben eine Firewall implementiert. Beunruhigend ist, dass bereits fast ein Viertel aller Konsumenten (26%) Opfer von Fake-Webshops geworden sind. „Die Betrüger sind leider sehr raffiniert, und kriminelle Handlungen betreffen nicht nur die Händler, sondern auch deren Kunden”, so ­Stephan Mayer-Heinisch (Bild).

Online-Schutz wichtig

Im stationären Handel gibt es oftmals Präventionsmaßnahmen, das ist auch online entscheidend. Welche Maßnahmen gibt es? 61% setzen auf sichere Zahlungsoptionen. Auf Platz zwei rangiert mit 42% die Einschränkung von Lieferoptionen – die Handelsbetriebe liefern zum Beispiel nur innerhalb des eigenen Landes. Rang drei geht an die Identitätsprüfung (36%), gefolgt vom Bonitätscheck (33%) und Hotlists, also eigenen Datenbanken mit kritischen Adressen (30%).

Allerdings gibt es hierbei auch markante Unterschiede. Während etwa bei den größeren Betrieben 58% auf eine Identitäts- und 55% auf eine Bonitätsprüfung zur Risikominimierung setzen, sind es bei den KMU-Webshops nur 16% respektive 12%. Stolze 42% der größeren Onlinehändler verwenden eine „Hotlist” – auch dieses Schutzinstrument kommt bei kleineren Unternehmen mit 19% weit seltener zum Einsatz.

Stationär geht mehr

Betroffen ist auch der stationäre Handel. Dort verursachen Ladendiebstähle einen jährlichen Schaden von rund 500 Mio. Euro. 82% der für die Sicherheitsstudie 2023 befragten Händler mit physischen Geschäften haben bereits Erfahrung mit Kriminalität im eigenen Shop gemacht, 40% sogar mehrfach.

Die Liste der häufigsten Vergehen wird angeführt vom klassischen Ladendiebstahl (89%), gefolgt von der Bezahlung mit Falschgeld (43%), organisierter Bettelei und Vandalismus im Shop (je 22%) sowie Bandenkriminalität (18%).
Acht von zehn Händlern haben konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Kriminalität im eigenen Geschäft in Verwendung. Am häufigsten setzen die Betriebe auf Mitarbeiterschulungen (63%), Videoüberwachung (59%), das Verschließen aller Betriebsräume (52%), die Nutzung von Warensicherungsanlagen und Einbruchmeldeanlagen (44%) sowie besondere Maßnahmen für „Hot Products” (40%).

Betrug vermeiden

Wer (off- und) online mehr Sicherheit will, bietet beispielsweise Kartenzahlung an. In Webshops ist die Kreditkarte mit vier Fünftel die gängigste Zahlungsmethode. Wenn es dann doch zu einem Betrug kommt, hilft die Polizei.

„Für uns als Handelsverband ist es entscheidend, das Bewusstsein für die verschiedenen Kriminalitätsformen zu schärfen”, meint Präsident Mayer-Heinisch abschließend. „Alle Seiten wollen Sicherheit und es gibt verschiedene Wege, sie zu erreichen: Durch Präventionsmaßnahmen vor Ort oder etwa durch das Webshop-Gütesiegel des Handelsverbandes.”

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