Firmenkunden: Das unbekannte Wesen in Banken; schafft Covid eine Annäherung?
© FMVÖ
Markus Gremmel.
FINANCENET Redaktion 17.02.2021

Firmenkunden: Das unbekannte Wesen in Banken; schafft Covid eine Annäherung?

Am 11. Februar 2021 fand das erste Online-Forum des Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) mit dem Titel "Firmenkunden: Das unbekannte Wesen in Banken - schafft Covid-19 eine Annäherung?"

WIEN. Am virtuellen Podium diskutierten Willibald Cernko (Erste Bank Österreich), Andreas Gnesda (teamgnesda), Thomas Uher (Volksbank Wien) und Ricardo Vybiral (KSV1870). Rund 100 Teilnehmer folgten der Diskussion unter der Moderation von Markus Gremmel (FMVÖ) und Markus Ott (FMVÖ).

Im Fokus standen die 480.000 Unternehmen Österreichs und ihre Beziehung zu den Banken – insbesondere die Auswirkungen von Covid-19 auf die Erwartungen und die Rolle der Banken.

Am Podium herrschte weitgehend Übereinstimmung darüber, dass die Banken ihre Rolle bei der Abwicklung der Hilfszahlungen weitgehend gut gemeistert haben – auch wenn es eine Vielzahl von operativen Herausforderungen gab, da die Banken – wie sämtliche Unternehmen -- mit einem täglich ändernden Umfeld zu kämpfen hatten. Ähnliche Übereinstimmung herrschte über eine zu zukünftige Differenzierung: starke Unternehmen werden die Krise rasch hinter sich lassen und halten schon nach Übernahmeobjekten Ausschau. Schwächere Teilnehmer, insbesondere kleine und Kleinstunternehmen, stehen zeitgleich vor massiven Herausforderungen. Hier sind auch Banken und Bankberater gefordert, diese Unternehmen bei der Szenarien- und Finanzplanung zu unterstützen.

Willibald Cernko erläutert, dass viele Unternehmen vor der Krise eigenkapitalstark und mit viel Liquidität ausgestattet waren. Diese haben Förderungen in Anspruch genommen, um ihre Reserven zu schonen. Bei den österreichischen KMU gibt es jedoch teilweise Branchen mit wenig Eigenkapital wie beispielsweise Tourismus. Gut aufgestellte Unternehmen kommen sehr gut durch die Krise. Vorher bereits schwache Betriebe haben allerdings Probleme. Cernko sieht keine Insolvenzwelle – ab Herbst könnte sich allerdings die Spreu vom Weizen trennen. Das hybride Geschäftsmodell der Erste Bank hat sich bewährt. Reine Online-Anbieter und Fintechs hatten allerdings Probleme, weil sie nicht so flexibel auf individuelle Kundenanfragen reagieren konnten.

Andreas Gnesda knüpft an das Statement von Felix Hufeld, Chef der deutschen BaFin, an, wonach in der Covid-Krise, anders als in der Finanzkrise 2008, Banken nicht das Problem, sondern Teil der Lösung seien. In diesem Sinn wünscht er sich nicht nur Überbrückungshilfe, sondern proaktiv Instrumente für die Zukunft. Als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens wünscht er sich von Banken mehr Unterstützung bei Business- und Finanzplanung, Cash-Management, Forderungsmanagement, Kennzahlen-Analysen und Vernetzung. Diese könnten auch entgeltlich sein, so Gnesda.

Thomas Uher sieht einen Wandel in der Rolle der Kundenberater: wegen der hohen Unsicherheit benötigen aktuell viele KMU Hilfe bei der Erstellung der Finanzplanung. Er erwartet eine K-förmige Wirtschaftsentwicklung für 2021: Starke Unternehmen kommen schnell und gut aus der Krise, andere werden auch in diesem Jahr noch zu kämpfen haben.

Ricardo-José Vybiral sieht die Stimmung unter Unternehmen für 2021 durchaus positiv, wobei die neuen Virusmutationen ab Weihnachten die Stimmung getrübt haben. Keinesfalls erwartet der KSV1870 aber einen „Insolvenz-Tsunami“ für 2021. Starke Unternehmen haben hohe Eigenkapitalquoten und stehen bereits in den Startlöchern für interessante Zukäufe.

Aufgrund des regen Interesses plant der FMVÖ eine Reihe weiterer Veranstaltungen zum Thema Firmenkunden im Jahr 2021. Bei Interesse registrieren Sie sich bitte Hier.

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