Firmenpleiten: Sag’ zum Abschied leise Servus
© AKV/Georg Molterer
Hans Musser, AKV Europa- Geschäftsführer, konnte eine Abnahme bei den eröffneten Firmeninsolvenzen vermelden.
FINANCENET Helga Krémer 12.01.2018

Firmenpleiten: Sag’ zum Abschied leise Servus

Der Pleitegeier fliegt noch immer über die Alpenrepublik – allerdings in geringerer Höhe und in kleineren Kreisen.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Die Konjunktur läuft immer besser – ein Umstand, der sich auch bei den Insolvenzen niederschlägt: Aufgrund des positiven Konjunkturverlaufs sind 2017 die Firmeninsolvenzen um 2,43% auf 5.229 zurückgegangen, so die Insolvenzstatistik 2017 der AKV Europa – Alpenländischer Kreditorenverband. „Der positive Konjunkturverlauf führte zu einer Reduktion der eröffneten Firmeninsolvenzen um 5,26% auf 2.989 Verfahren. Diese Abnahme betrifft in erster Linie Konkursverfahren, während die Anzahl der Sanierungsverfahren (2017: 328 und 2016: 317, Anm.) annähernd gleich geblieben ist”, erläutert Hans Musser, Geschäftsführer des AKV Europa.

Weniger Insolvenzen am Bau

Eine Reduktion gab es auch bei den gefährdeten Arbeitsplätzen, nämlich von 18.977 (2016) auf 16.286 (2017); laut dem AKV Europa sei diese geringe Abnahme dem Fakt geschuldet, dass 2017 – trotz des Gesamtrückgangs an Firmeninsolvenzen – mehr personalintensive Unternehmen insolvent wurden als 2016.

In der Branchenstatistik hat 2017 der Handel die Baubranche überholt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Bauinsolvenzen um ein Siebentel von 968 auf 828 Verfahren zurückgegangen sind; in der Gastronomie war ein Anstieg auf 729 Insolvenzen zu registrieren (siehe Tabelle).
Markant ist der AKV Europa-Statistik zufolge die Zunahme der Insolvenzabweisungen mangels Masse um 1,63% auf 2.240 Abweisungsbeschlüsse. 61,25% (1.372) dieser Abweisungsbeschlüsse würden, so der Kreditorenverband, nicht protokollierte Einzelunternehmer betreffen. Dies ergibt gegenüber 2016 eine Zunahme von 16,36% (2016: 1.179). Die nicht protokollierten Einzelunternehmen machen mit 2.672 Insolvenzen auch den größten Anteil an den Gesamt­insolvenzen (51,1%) aus, gefolgt von 1.713 GmbH-Insolvenzen (32,75%).
„Bereits in der Vergangenheit haben wir darauf hingewiesen, dass diese starke Insolvenz­zunahme der nicht protokollierten Einzelunternehmen ihre Ursache in vorherrschenden Strukturproblemen am Arbeitsmarkt hat”, sagt Musser. Warum? Schwer vermittelbare Arbeitskräfte würden sich vermehrt zu einer Selbstständigkeit entscheiden, aber auch Personalauslagerungen auf Werkvertragsbasis würden oftmals in einem Insolvenzverfahren enden, meint der AKV Europa-Chef und führt aus: „Aufgrund fehlender Besicherungsmöglichkeiten bekommt diese Unternehmensgruppe auch die restriktiven Kreditvergaben massiv zu spüren, sodass die fehlende Liquidität oft schon bei geringen Verbindlichkeiten eine Zahlungsunfähigkeit zur Folge hat.”
2017 war, was die Gesamtverbindlichkeiten anlangt, auffallend und bemerkenswert; diese haben sich laut der Insolvenzstatistik 2017 des AKV Europa von 4,08 Mrd. € im Jahr 2016 auf 2,09 Mrd. € halbiert.

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