Trotz Öl ka Musi
© APA/AFP/Raul Arboleda
Venezuela: Eine Restrukturierung wird chaotisch, langwierig und teuer für die Anleihenbesitzer, meint man bei Erste AM.
FINANCENET Redaktion 15.02.2019

Trotz Öl ka Musi

Analyse: Venezuela kommt trotz Ölreichtums nicht aus der Krise – die Wirtschaft kollabiert, die Armut wächst.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Venezuela ist das erdölreichste Land der Erde. Das sollte doch Wohlstand für alle garantieren. Weit gefehlt!

Die Wirtschaft des Landes kollabiert, das Bruttoinlandsprodukt halbierte sich, in US-Dollar gerechnet, innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Das Volumen der Erdölexporte – die einzige wichtige Einnahmequelle des Landes – fiel drastisch. Zu allem Überfluss wurden diese jüngst mit Sanktionen seitens der USA belegt.

Flüchtlingsstrom

In den letzten zwei Jahren flohen laut Berichten angeblich über 2 Mio. Menschen in die benachbarten Länder, da das Geld für lebenswichtige Importe fehlt. Und der Machtkampf zwischen Nicolás Maduro und seinem Kontrahenten Juan Guaidó sowie ihren jeweiligen Unterstützern setzt sich fort. Ein von der „Straße” getragener Regierungswechsel ist durchaus möglich.

Das Land ist ein klassischer Umschuldungskandidat. „Die Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf einen Regimewechsel trieb den Sekundärmarktpreis venezuelanischer Anleihen in den vergangenen Wochen nach oben. Die aktuelle Entwicklung wirkt allerdings wie naiver Optimismus”, sagt Felix Dornaus, Südamerika-Experte bei der Erste Asset Management (Erste AM).

Massive Überschuldung

„Zwar sitzt das Land auf den größten Erdölreserven der Welt, mangels funktionierender Infrastruktur wird es aber auch auf längere Sicht nicht davon profitieren können”, sagt Dornaus. Die Überschuldung ist massiv, und Kredite von China und Russland, die jeweils auf eine Summe von 10 Mrd. US-Dollar geschätzt werden, sind bereits mit Erdöllieferungen besichert.

Die Hälfte des größten ausländischen Assets, des Konzerns CITGO in den USA, ist ebenfalls bereits verpfändet. Erhebliche Schürfrechte im Land wurden unter anderem an russische Unternehmen verkauft.
Die Lösung? „Angesichts dieses Mangels an Ressourcen muss bei einer Restrukturierung mit der Notwendigkeit eines massiven Schuldennachlasses gerechnet werden, auch und vor allem seitens der privaten Gläubiger”, meint der Erste AM-Experte.

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