Wie geht es den Familienunternehmen im Corona-Jahr?
© BDO Vanessa Hartmann-Gnong
Berndt Zinnöcker.
FINANCENET Redaktion 24.11.2020

Wie geht es den Familienunternehmen im Corona-Jahr?

WIEN. BDO Austria hat Familienunternehmen befragt, was sie mit dem heutigen Wissen im Frühjahr anders gemacht hätten, vor welchen Herausforderungen sie infolge der verstärkten Homeoffice-Tätigkeit stehen und wie sie ihre wirtschaftliche Stabilität einschätzen.

„BDO begleitet zahlreiche familiengeführte Unternehmen schon seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten. Daher freue ich mich besonders, dass die gelebten Werte von Zusammenhalt und Weitblick zu einer beeindruckenden Resilienz geführt haben, die selbst in dieser tiefgreifenden Krise ein besonderes Maß an Stabilität garantiert“, summiert Berndt Zinnöcker, Partner und Geschäftsführer bei BDO, die Ergebnisse der Studie.

Stünden die Entscheidungsträger der Familienunternehmen mit dem heutigen Wissensstand nochmals zu Beginn der Corona-Krise, würden sie für ein stärkeres finanzielles Polster sorgen und früher auf online bzw. auf Homeoffice umstellen. Um gut durch diese schwierige Zeit zu kommen, ergreifen Unternehmen Maßnahmen, zu denen eben die Förderung von Homeoffice (35%) zählen, aber auch die Pflege der Kundenbeziehungen (32%) sowie die Möglichkeiten von Kostensenkungen zu prüfen (32%). Die Corona-Kurzarbeit findet v.a. in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (55,3%) bzw. in Betrieben mit 10-49 Beschäftigten (49,3%) Anwendung. Für nur 7,7% der Unternehmerinnen und Unternehmer sind Kündigungen ein probates Mittel, um das Fortbestehen ihres Unternehmens zu sichern.

Das wichtigste Krisenbewältigungsinstrument des Homeoffice wird in 62,4% der befragten Familienbetrieben gelebt. Vorteile versprechen sich die Arbeitgeber vor allem aufgrund der erhöhten Flexibilität (69%), der Möglichkeit, Kosten wie Büroflächen, Strom und Heizung einzusparen (52,3%) sowie aufgrund des geringeren Erkrankungsrisikos der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (48,3%). Bedenken gab es anfänglich bezüglich der fehlenden persönlichen Kommunikation (44,1%), möglicher Risiken für die Datensicherheit (39,7%), der fehlenden Kontrollmöglichkeit der tatsächlichen Arbeitszeit (30,9%), hinsichtlich der Selbstdisziplin der Angestellten (30,9%) und in Bezug auf möglicherweise sinkende Produktivität (27,9%).

Tatsächlich traten Probleme infolge der fehlenden persönlichen Kommunikation (33,8%) sowie in Bezug auf Arbeitszeitkontrolle (15,4%) und Selbstdisziplin (14%) auf - wenn auch weniger als befürchtet. Die Datensicherheit war nur in einem geringen Ausmaß betroffen (10,3%). Unvorhergesehen auftretende Probleme waren die Abnahme des Teamgeists (16,2%) sowie die schlechte Erreichbarkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (14%). Dennoch fällt die Bilanz insgesamt sehr positiv aus: Während zu Beginn der Homeoffice Tätigkeit nur 16,9% der Entscheidungsträger keine Bedenken bezüglich der Umstellung hatten, berichteten später 40,4%, dass es keinerlei Probleme mit dem Arbeiten von zu Hause gegeben hätte. 94,9% geben an, dass die Arbeit im Homeoffice sehr zufriedenstellend bzw. eher zufriedenstellend erledigt wird.

Auch die finanzielle Situation der Familienunternehmen wird von ihnen selbst als überwiegend positiv beurteilt: 60% der Entscheidungsträger gehen nicht davon aus, dass in naher Zukunft finanzielle Unterstützung benötigt wird, um Investitionen zu tätigen oder Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Knapp die Hälfte der Befragten (49,7%) plant jedoch, bestehende Finanzierungen einer kritischen Analyse zu unterziehen. Für alle, die finanzielle Unterstützung benötigen, spielen vor allem die Corona-Förderungen eine wichtige Rolle: 60,4% planen diese in Anspruch zu nehmen. Gefolgt werden sie von anderen Fördermodellen (55,2%) sowie Bankkrediten (39,6%). Nur rund ein Drittel der Unternehmen geht davon aus, auf Eigenmittel zurückgreifen zu müssen (27,1%). (OTS)

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