Corona drückt die Lebenserwartung
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Im ersten Pandemiejahr 2020 ist die Lebenserwartung in der gesamten EU zum ersten Mal seit den 1960er-Jahren gesunken.
HEALTH ECONOMY Redaktion 22.04.2022

Corona drückt die Lebenserwartung

Im Vorjahr gab es rund neun Prozent mehr Sterbefälle als vor der Pandemie. Lebenserwartung sank um ein halbes Jahr.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Die Coronapandemie hat weiterhin einen signifikanten Einfluss auf die Lebenserwartung sowie die Übersterblichkeit in Österreich. Im ersten Pandemiejahr 2020 ist die Lebenserwartung in der gesamten EU zum ersten Mal seit den 1960er-Jahren gesunken und auch 2021 blieb sie unter dem Niveau von vor Corona. In Zahlen heißt das, dass im Vorjahr Männer im Schnitt bis zu 78,8 Jahre und Frauen bis zu 83,8 Jahre alt wurden. Was auffällt, ist, dass sie bei beiden Geschlechtern weiterhin merklich unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie liegt. Bei Männern ist die Lebenserwartung um 0,7, bei Frauen um 0,4 Jahre gesunken im Vergleich zu 2019.

Übersterblichkeit durch Covid

Wie schon im Jahr 2020 kam es auch 2021 zu einer pandemiebedingten Übersterblichkeit. Laut Statistik Austria starben im Vorjahr insgesamt 90.434 Menschen in Österreich. Dies waren um 9,1% bzw. 7.559 Personen mehr als in den fünf Jahren vor der Pandemie. Von 2015 bis 2019 starben in Österreich im Durchschnitt 82.875 Menschen pro Jahr.

Von den 90.434 Toten im Vorjahr starben 7.857 Personen an Covid-19 – das sind 8,7% der Sterbefälle. Mit 4.257 zu 3.600 starben Männer häufiger an der Viruserkrankung als Frauen. 1.192 Personen starben mit Covid-19 als Begleiterkrankung. „Die Coronapandemie hat auch im Jahr 2021 zu einer höheren Sterblichkeit geführt. Die Coronawellen von Sterbefällen waren 2021 zwar weniger stark ausgeprägt als noch 2020, dennoch verstarben zum Höhepunkt im letzten Herbst mehr Menschen aufgrund von Covid-19 als aufgrund von Krebs”, sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas bei einem Jahresrückblick.
Vor der Pandemie prognostizierte die Statistik Austria für das Vorjahr 85.217 Sterbefälle. Dass die Anzahl der Sterbefälle von Jahr zu Jahr steigt, ist grundsätzlich nicht unerwartet – einerseits aufgrund einer gestiegenen Bevölkerungszahl und andererseits aufgrund von Veränderungen in der Altersstruktur. Im Endeffekt übertraf die Anzahl der Verstorbenen 2021 aufgrund der Pandemie die Prognosen aber um mehr als 5.000 Sterbefälle.

Weniger Grippetote

Die häufigsten Todesursachen waren auch 2021 Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs. Bei beiden ist die Sterblichkeit im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie leicht gesunken.

Den deutlichsten Rückgang im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie gab es bei der durch Grippe und Lungenentzündungen verursachten Sterblichkeit; hier sank die Zahl der Verstorbenen 2021 um –52% im Vergleich zum Durchschnitt der fünf Jahre 2015 bis 2019. Hauptursache war das erneute Ausbleiben einer Grippewelle aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie.

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