Gesundheitsakte ELGA nimmt sich mehr Zeit
HEALTH ECONOMY Ina Schriebl 13.03.2015

Gesundheitsakte ELGA nimmt sich mehr Zeit

Elektronische Gesundheitsakte Verpflichtender Start der ELGA für niedergelassene Ärzte erst Mitte 2017

Ärztekammer reagiert mit Gelassenheit, Wirtschaftskammer bedauert weitere Verspätung im System.

Wien. Bei der Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gibt es eine weitere Verzögerung. Die verpflichtende Teilnahme der niedergelassenen Ärzte wird um ein Jahr auf Mitte 2017 verschoben. ELGA-Geschäftsführerin Susanne Herbek begründete dies mit der hohen Komplexität des Systems und umfangreichen Sicherheitstests.

Wie geplant soll es für niedergelassene Ärzte ab Mitte 2016 möglich sein, auf freiwilliger Basis über das ELGA-System Befunde zu lesen und die E-Medikation einzutragen. Eine flächendeckende Verpflichtung zur Teilnahme soll es für die niedergelassenen Ärzte aber erst ein Jahr später geben, erläuterte Herbek. Im Vorjahr hatte man bereits die ELGA-Einführung in den Spitälern um rund ein Jahr verschoben. Dies werde nun eben auch für die niedergelassenen Ärzte nachvollzogen, erklärte die ELGA-Geschäftsführerin.Sie begründete die Entscheidung damit, dass es im niedergelassenen Bereich rund 150 Software-Anbieter gibt. Die Ausrollung des Systemen sei nicht von einem Tag auf den anderen möglich, die Verknüpfung gehe nur Schritt für Schritt. Vor allem an den Schnittstellen seien umfangreiche Sicherheitstest nötig, diese theoretischen Angriffspunkte müssten technisch abgeschottet werden. Aus diesen Gründen habe man „die starke Parallelisierung” entfernt.Clemens Martin-Auer, Sektionschef im Gesundheitsministerium, hatte bereits kurz zuvor erklärt: „Wir machen weniger parallel, daher verzögert sich alles etwas nach hinten.” Auer betonte, „dass der Sicherheitsaspekt und der Funktionalitätseffekt irrsinnig wichtig” seien bei einem solch riesigen IT-Projekt gerade mit Gesundheitsdaten. Und auch Herbek unterstrich, dass Datenschutz und Datensicherheit sowie Benutzerfreundlichkeit oberste Priorität haben. Der Zeitfaktor sei zwar auch wichtig, stehe aber hinter den genannten Prioritäten.

Neuer Fahrplan steht

Wie geplant, werden nun im Dezember des heurigen Jahres die ersten Spitäler in Wien und der Steiermark mit ELGA starten; danach folgen schrittweise die anderen Krankenhäuser, bis Mitte 2016 sollen alle öffentlichen Spitäler mit dem System arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt können dann auch die Patienten ihre eigenen Befunde aus dem Spitälern einsehen. Für die E-Medikation unter Teilnahme der Apotheken soll im zweiten Quartal 2016 ein erstes Projekt in Deutschlandsberg in der Steiermark beginnen. Ab 2017 sollen dann, neben der Verpflichtung für die niedergelassenen Ärzte, auch die Privatspitäler folgen und ab 2022 dann auch die Zahnärzte.Seit Jahresbeginn 2014 ist bereits das ELGA-Portal online, in dem die Patienten schon ihre Abmeldung vom gesamten System oder einzelnen Daten vornehmen können; bisher haben sich rund 207.000 Personen abgemeldet. Etwa drei Viertel davon haben das in den ersten vier Monaten getan, seither habe sich der Trend stark abgeflacht, wie Herbek erläuterte.

Kammer sah es kommen

Die Verschiebung der ELGA kommt für die österreichische Ärztekammer nicht unerwartet. Vizepräsident Johannes Steinhart betonte, man habe über Jahre vor erheblichen Unzulänglichkeiten beim geplanten Projekt gewarnt. Die nunmehr „amtlich” verordnete Verzögerung wertet der Ärztevertreter als Chance, die Schwächen des Systems zu beseitigen. Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), hingegen bedauert die Verzögerung.

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