Krank gearbeitet?
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Psychische Erkrankungen sorgen in Öster­reich für eine hohe Anzahl an Krankenständen und Frühpensionierungen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 18.10.2024

Krank gearbeitet?

Psychische Erkrankungen belasten Betroffene und Wirtschaft. Es braucht mehr Prävention – auch im Büro.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. 5,8 Mio. Krankenstandstage wurden in Österreich im Jahr 2023 mit der Diagnose „Psychische Erkrankung” gezählt – das sind 10,23% aller Krankenstandstage. Vor 30 Jahren lag der Anteil noch bei 2,6%. Der hohe Anstieg ist laut Johanna Klösch, Arbeits- und Organisationspsychologin bei der Arbeiterkammer Wien, auch auf ein erweitertes Bewusstsein zurückzuführen. „Zum Glück steigt die Erkenntnis, wie sehr sich ungesunde Arbeitsbedingungen körperlich und psychisch auswirken. In vielen Fällen ist der Arbeitsplatz der Patient, wodurch sich die Bedeutung der Prävention zeigt”, sagte Klösch im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema, die gemeinsam von der Volksbank Wien, dem Vereins ganznormal.at und der Sparda-Bank veranstaltet wurde.

Im Vorjahr entfielen rund 32% aller Frühpensionierungen auf die Diagnose „Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen”. Bei Frauen waren es sogar fast 43%. Welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft hat, hat die OECD bereits 2018 in einer Studie dokumentiert. Demnach beliefen sich die Gesamtkosten mentaler Erkrankungen für alle 28 EU-Staaten im Jahr 2015 auf 607 Mrd. € – oder 4,10% des BIP. Für Österreich wurden damals Gesamtkosten von 14,93 Mrd. € (4,33% des BIP 2015) ermittelt. Diese bestehen aus direkten Kosten für das Gesundheits- und das Sozialsystem sowie indirekten Kosten für den Arbeitsmarkt.

Offener Umgang gefordert

Um die Auswirkungen psychischer Erkrankungen für Betroffene und die Wirtschaft zu reduzieren, sollten Unternehmen laut den Fachleuten offen mit dem Thema umgehen und gemeinsam mit den Mitarbeitenden auf präventive Maßnahmen setzen. Beratungsformate wie Supervision oder Coaching seien ein wichtiger Schritt, um das Stressmanagement und die Work-Life-Balance gezielt zu verbessern. Der Gesetzgeber sei außerdem dazu aufgerufen, psychische Belastungen mit physischen Erkrankungen gleichzusetzen.

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