Wunschkonzert aus der Gesundheitsbranche
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HEALTH ECONOMY Redaktion 18.10.2024

Wunschkonzert aus der Gesundheitsbranche

Die Health Economy präsentiert ihre Forderungen an eine künftige Regierung. Sorge herrscht vor Einsparungen.

••• Von Martin Rümmele

Das Gesundheitssystem ist und bleibt eine Großbaustelle. Demografie, Pensionierungswelle, Personal- und Fachkräftemangel sind destabilisierende Faktoren. Das meint zumindest der Generalsekretär des Pharmaverbandes Pharmig, Alexander Herzog. Und er spricht damit aus, was nicht nur im Gesundheitswesen viele denken, sondern auch Experten bestätigen. Es stellt sich also die Frage, was zu tun ist. „Die aktuellen Berichte um ein Milliardenloch im österreichischen Budget lassen ein erhebliches Sparpaket erwarten”, meint Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Nicht zuletzt deshalb präsentiert die Branche nun Forderungen an eine künftige Regierung.

„Hausgemachte Probleme”

Für Herzog kommen „weitere, hausgemachte Probleme” dazu, die das Gesundheitssystem schwächen, anstatt es zu stärken. „Dazu zählen aus unserer Sicht falsch gesetzte Anreize, um die Arzneimittelforschung und -produktion in Europa und hierzulande zu fördern und den Zugang zu innovativen wie bewährten Medikamenten zu verbessern.” Konkret kritisiert die Pharmig „Facetten des in Österreich heuer etablierten Bewertungsboards”. In seiner jetzigen Ausgestaltung untergrabe es die ärztliche Therapiehoheit und der österreichweit einheitliche Zugang zu innovativen Therapien wird dadurch eher verzögert als ermöglicht. „Hier muss auf gesetzlicher Ebene unbedingt nachgebessert werden.”

Was ebenso für eine stabile Versorgung fehle, sei eine gesetzlich verankerte Wertsicherung von Arzneimittelpreisen oder auch, dass einzelne Preisregeln bei Generika und Biosimilars ins Dauerrecht gebracht werden, anstatt sie im Zweijahresrhythmus anzupassen. „Unter solchen Bedingungen können Unternehmen nicht vernünftig planen.”

„Apotheken stärken”

„In der Stärkung der Apotheken liegt ein zentraler Schlüssel, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern, das medizinische System zu entlasten und bestehende Versorgungslücken zu schließen”, erklärte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, am Dienstag. Damit die öffentlichen Apotheken ihren flächendeckenden Versorgungsauftrag erfüllen und bedarfsgerecht erweitern können, fordert die Kammer ein Bekenntnis der Politik zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Apotheken als unverzichtbare Gesundheitsinfrastruktur und die faire Abgeltung der Versorgungsleistungen.

„Viele Leistungen werden überhaupt nicht bezahlt. Dazu gehören die personal- und zeit-intensive Bewältigung von Lieferengpässen, die Nachtdienste sowie die Beratung im Rahmen der Patientenlenkung. Die Zeiten, in denen Dienstleistungen in der Apotheke über die Arzneimittelspannen abgegolten werden können, sind vorbei”, sagt Mursch-Edlmayr. Die Kammer startet deshalb die Kampagne „Starke Apotheken. Starke Gesundheit” . Dabei wird auf die „unverzichtbare Rolle” der Apotheker als persönliche und wohnortnahe Gesundheitsdienstleister verwiesen.

„Prävention ausbauen”

„Zentral wäre etwa eine verbindliche Patientenlenkung – diese würde das System sofort entlasten und die Finanzierung wieder auf gesündere Beine stellen. Denn wenn Patienten sofort zur für sie optimalen Versorgung gelangen, ist das nicht nur für sie besser. Wir vermeiden dadurch auch, dass Ressourcen vergeudet werden”, ist Ärztekammerpräsident Steinhart überzeugt. Zudem müsse ein Paradigmenwechsel her: „Wenn wir verstärkt in Präventionsprogramme und die Steigerung von Gesundheitskompetenz investieren, sind das Ausgaben, die sich bezahlt machen.”

Mögliche Einsparungen dürften nicht auf Kosten armutsgefährdeter oder -betroffener Menschen gehen, hieß es bei der Jahrespressekonferenz des Österreichischen Roten Kreuzes am Freitag. Wer in die Zukunft investieren wolle, müsse in die Armutsbekämpfung investieren.

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