Österreichs Industrie: Wer hat den besten Ruf?
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 10.09.2021

Österreichs Industrie: Wer hat den besten Ruf?

IMWF und Industriemagazin untersuchten heimische ­Industrieunternehmen hinsichtlich der Reputation.

••• Von Helga Krémer

Ein guter Ruf ist essenziell, auch für Indus­trieunternehmen. Eine konstant gute Reputation in der Unternehmenswelt kommt nicht von ungefähr – sie ist konsequent erarbeitet. „Ist der gute Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert” mag auf andere Bereiche zutreffen, ein Unternehmen kann diese Einstellung teuer zu stehen kommen. Denn nicht nur werden im B2B-Geschäft Faktoren wie nachhaltige Unternehmensführung, soziale Standards oder ökologische Produktionsprozesse immer relevanter – händeringend benötigte Fachkräfte orientieren sich an der Reputation von Unternehmen als Arbeitgeber.

Wie schaut es diesbezüglich in Österreichs Industrie aus? Welche Industrieunternehmen sind im Gespräch? Welche haben in der Branche den besten Ruf? Gibt es gar „Ausreißer”, die in einem bestimmten Bereich ganz besonders glänzen? Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung IMWF hat in Kooperation mit dem Indus­triemagazin analysiert und die spannenden Resultate in den Industry Reputation Report gegossen. Basierend auf der Bewertung von 180.000 öffentlichen Aussagen zu den 350 wichtigsten Firmen der Branche innerhalb eines Jahres, wurden für diese erste umfassende Studie zur Reputation der österreichischen Industrie die Unternehmen mit der besten Reputation ermittelt.

Am Siegertreppchen

Die ams AG holte sich mit einem Reputations-Score von 8,7 von 10 möglichen Punkten den ersten Platz, dicht gefolgt von FACC mit 8,5 Punkten. Beide Unternehmen konnten die Coronakrise gut meistern, wobei die Reputation von ams von der hohen Nachfrage nach ihren Produkten und der positiv aufgenommenen Übernahme von Osram profitiert. FACC punktete trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation in der Öffentlichkeit mit Innovation, zum Beispiel mit der Entwicklung von treibstoffsparenden Flugzeugteilen oder der Forschung an autonomen Flugtaxis. Platz 3 geht mit einem Score von 8,0 an die voestalpine – der Score geht unter anderem auf die Kommunikation über nachhaltige Stahlproduktion und die offensive Impfstrategie des Unternehmens zurück.

Nachhaltigkeit & Corona

Mit diesen Themen liegt die voestalpine auch im Trend der Branche: Innovation im Bereich Nachhaltigkeit und der Umgang mit Corona sind die wesentlichsten Reputationstreiber im gesamten Industriesektor. Die Themen rund um Nachhaltigkeit könnten dabei nicht vielfältiger sein: Von der Ansiedlung von Bienen auf dem Betriebsgelände, über die Produktion von Solarstrom für den Betrieb bis hin zur Entwicklung von neuen Produktionsmethoden und nachhaltigen Produkten.

„Nachhaltigkeit als Thema ist absolut dominant. Selbst der Ölkonzern OMV, dessen Geschäftsmodell kaum als ökologisch gelten kann, punktet in seiner Außenwirkung mit Nachhaltigkeitsthemen”, so Studienautor und Geschäftsleiter IMWF Österreich Axel Maireder, „zum Beispiel mit dem Recycling von Plastik zu Rohöl”. Was der OMV Platz 8 und einen Score von 7,7 bringt.
Zweites zentrales Thema um den guten Ruf war die Coronakrise: Betriebliche Test- und Impfstrategien, Homeoffice-Regelungen, Kurzarbeit oder coronabedingte Kündigungen wurden zu vielen Unternehmen diskutiert und wirkten sich stark auf die Reputation als Arbeitgeber aus. „Der Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern ist gerade in schwierigen Zeiten ein wesentlicher Reputationsfaktor – nicht nur für das Image bei der aktuellen Belegschaft, sondern auch für potenzielle neue Fachkräfte, die die Industrie ja händeringend sucht”, so Maireder.

Reputationsmessung mit KI

Neben Nachhaltigkeit, Innovation und dem Image als Arbeitgeber analysierte das IMWF für die Studie auch die Facetten Wirtschaftlichkeit, Management-Performance und Produktqualität. Dabei wurden alle Aussagen zu den Unternehmen im Laufe eines Jahres (1.7.2020 bis 30.6.2021) untersucht, die online in Social Media, journalistischen Medien, Foren, Blogs u.a. gefallen sind.

Die rund 180.000 gesammelten Aussagen wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz hinsichtlich ihrer Tonalität bewertet – also der positive, neutrale oder negative sprachliche Zusammenhang gemessen. Zudem wurden alle Aussagen nach der Reichweite der jeweiligen Medien, Seiten oder Nutzer gewichtet.
Auf dieser Basis entstand schließlich für jedes Unternehmen ein Reputations-Score auf einer Skala von 0 bis 10. Je höher der Score, desto besser steht ein Unternehmen in der Öffentlichkeit da.

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