Salone del Mobile Milano – Reise durch die Designwelt
© Roche Bobois
LUXURY BRANDS&RETAIL Redaktion 12.07.2024

Salone del Mobile Milano – Reise durch die Designwelt

Mailand ruft, und alle kommen. Die einzigartige Designmesse lockte auch 2024 zu spannenden Streifzügen.

Von BARBARA JAHN

MAILAND. Alle Jahre wieder gibt es im April einen Termin, der niemanden kalt lässt. Die ganze Welt – heuer auch wieder viele Asiaten und Amerikaner – reist nach Mailand, wo sich eine ganze Woche lang alles um Design dreht. Und nicht nur das: Man verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen und genießt die Stimmung, das Flair und das bunte Treiben voller Lebensfreude.

In der lombardischen Metropole gab man sich immer schon selbstbewusst. Das ist insofern spannend, da man sich hier keine Vorgaben aufzwingen lässt – weder von Farbinstituten noch formale Diktate, die sich jemand schon im Jahr davor einfallen hat lassen. Stattdessen lebt man die eigenen Regeln und kommt – und das ist wirklich faszinierend – trotzdem immer auf einen oder, in diesem Fall, viele gemeinsame Nenner.

Einer davon ist zweifelsohne ein sentimentaler Ausflug in die 1970er-Jahre, bei dem das bodennahe Sitzen salonfähig wurde. Die neue Sofageneration frönt einer gewissen Bodenhaftung, die ganz ohne Beine auskommt, dafür aber schon fast barock ausladend ist und mit Modularität glänzt. Den eigenen Gestaltungssinn zu entdecken und Neues auszuprobieren, ist ganz im Sinne der Hersteller.

Es menschelt wieder
Wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt man ganz offensichtlich dem Handwerk – ein heiliges Gut, wenn man nach den Italienern geht, die bemüht sind, Traditionen hochzuhalten und die Unternehmen in Familienhand fortzuführen. Wie ein Erinnerungsalbum öffnen sich dann so manche Kollektionen, die echte Designschätze heben und diese zu neuem Leben erwecken. An ihnen misst sich auch eine neue Verarbeitungsqualität, ganz gleich, ob es sich um Bugholz, Ziernähte, Bezugsstoffe oder andere faszinierende Details handelt, die den letzten Schliff in die Hand des Menschen legen. Ein schöner Nebeneffekt der wiederentdeckten Handwerkstechniken ist, dass man im Hinblick auf zirkuläres Produzieren die einzelnen Bestandteile meist perfekt voneinander trennen und einer neuen Bestimmung zuführen kann. Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Marketing-Gag, sondern in der Mitte des Designs angekommen.

Dem puristischen Minimalismus hat man scheinbar endgültig abgeschworen. Stattdessen werden Räume, die lange Zeit mit dem Fokus als Herzeigeobjekt gestaltet wurden, wieder zu einer einladenden Wohlfühloase voller Emotionen und Sinnlichkeit. Das drückt sich nicht nur in den rundlichen Formen aus, sondern auch in den Materialien. Neben viel Holz in allen Varianten sind es fröhliche, feste Stoffe und robustes Leder, manchmal sogar auch etwas „Haariges“, das zum gemütlichen Verweilen lockt. Neben den Klassikern Schwarz und Weiß greift man gerne tief in den Farbtopf – erdige Nuancen bis hin zu farbenfrohen Akzenten geben den Ton an.

Das Gefühl von Zuhause
Man hat die Qual der Wahl. Aber auch wieder nicht, wenn man bedenkt, wie frei und zwanglos man heute einrichten kann. Der Salone hat es wieder einmal gezeigt: Trends sind nur etwas für Unentschlossene, Tendenzen etwas für Kenner und Ikonen etwas für Enthusiasten. Am Ende kann es aber nur heißen: The choice is yours!

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