••• Von Josephine Wolfram
WIEN. Die Kreativagentur We Make Stories hat mit dem Konzept „Stories for Good” den ersten Creative Incubator Österreichs geschaffen. Dieser richtet sich im Rahmen seines Programms an soziale und ökologische Impact-Start-ups und Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit miteinander in Einklang bringen. Die Initiatoren davon sind sich einig: Gründer, die mit ihrer Idee Gutes tun wollen, brauchen eine differenzierende, klare und relevante Geschichte, die sie Investoren, Kunden, Mitarbeitern, Medien und Partnern erzählen können. So verbindet Stories for Good die Vorteile eines Inkubators (Workshops, Coaching, Networking) mit kreativer Markenentwicklung und der Kunst des Storytellings. Das Inkubator-Programm inkludiert Marken-Workshops, interaktive Feedback-Sessions, Netzwerkevents sowie Kreativleistungen.
Innerhalb des Programms können die jeweiligen Start-ups auf die Expertise des Advisory Boards, bestehend aus CEOs, Unternehmern und Gründern, in Form von Workshops und persönlichen Coachings zugreifen.
Zum Launch des ersten Creative Incubators fanden sich über 100 geladene Gäste am 12. Oktober in den Räumlichkeiten der Wiener Kreativagentur We Make Stories in Wien-Neubau ein. Im entspannten Rahmen trafen heimische Wirtschaftsgrößen, Kreative und Gründer aufeinander. medianet bat Gründer Thomas Niederdorfer zum Interview, um einen Einblick in die Ideen, Ziele und Hintergründe des neuartigen Konzepts von Stories for Good zu erhalten.
medianet: Sie haben den ersten Creative Incubator für Impact Start-ups in Österreich gelauncht. Was steckt hinter der Idee?
Thomas Niederdorfer: Wollen wir die Welt langfristig zum Positiven verändern, brauchen wir zwei Dinge. Erstens: Ideen, die ökologisch sinnvoll und gleichzeitig ökonomisch erfolgreich sind. Und zweitens: Narrative, die die Menschen von diesen Ideen überzeugen und im Idealfall ihr bisheriges Verhalten ändern.
Oder um Yuval Noah Harari zu zitieren: „Man kann die Ansichten von Menschen nicht allein durch Fakten verändern. Um das menschliche Denken zu verändern, muss man in der Lage sein, eine alternative Erzählung zu konstruieren.”
Kurz gesagt: Menschen denken in Geschichten, nicht in Fakten.
medianet: Martin Klässner von Stories for Good meinte: ‚Die besten Start-ups sind oft diejenigen, die ihre Geschichte am schlechtesten erzählen.' Wie helfen Sie genau diesen Kunden, aus einer schlechten Geschichte eine gute zu formen, ohne die Basis dahinter zu verändern?
Niederdorfer: Viele Gründer vergessen schlicht und einfach darauf, sich um das Storytelling zu kümmern. Irgendwie auch nachvollziehbar: Haben doch die meisten von ihnen eine naturwissenschaftlichen beziehungsweise technischen Background. So gesehen müssen wir in den meisten Fällen keine schlechten Geschichten verbessern, sondern erst die richtige finden.
medianet: Sie arbeiten mithilfe von Modulen. Wovon hängt es ab, welches Modul Sie für welchen Kunden heranziehen?
Niederdorfer: Start-ups, die zu uns kommen, sind in den unterschiedlichsten Stadien. Ein starres Programm würde da nicht viel Sinn machen. Deshalb bieten wir den Gründern sehr maßgeschneiderte Module an, die sich nach deren Needs und Zielen richten.
medianet: Sie arbeiten prinzipiell mit Gründern zusammen, die differenzierende, klare und relevante Geschichten mitbringen. Was macht für Sie eine solche Geschichte aus?
Niederdorfer: Grundsätzlich glaubt jeder Gründer, eine relevante und einzigartige Idee zu haben. Leider ist das nicht immer so. Eine Übung, die meist immer hilft: Wir bitten die Start-ups, ihr Produkt oder ihr Service in drei Sätzen zu erklären. Da sieht man dann sehr schnell, wo Potenzial steckt und wo man noch schrauben muss.
Ist diese Hürde mal gemeistert, schauen wir uns die Idee genauer an: Was verändert die Idee zum Besseren? Wie groß ist der Impact? Ist die Idee gesellschaftlich relevant? Ist die Idee ökologisch relevant? Ist die Idee wirtschaftlich relevant?
medianet: Ein (potenzieller) Kunde kommt zu Ihnen mit einer überzeugenden Geschichte – welche Schritte werden von Ihnen gesetzt, damit das Inkubator-Programm erfolgreich umgesetzt werden kann?
Niederdorfer: Fragen, die wir uns gemeinsam mit dem Start-up stellen: Wo wollen wir in einem halben Jahr oder Jahr sein und was müssen wir dafür tun, um die Ziele zu erreichen?
Vom Produkt her, wirtschaftlich, rechtlich und welches Narrativ braucht es, um Investoren, Medien und Kunden zu überzeugen. Am Ende des Programms sollte einem erfolgreichen Launch nichts mehr im Weg stehen.