Distanzierter Schulterschluss
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.12.2024

Distanzierter Schulterschluss

Noch immer halten sich die heimischen Medienmacher gegenseitig für Frenemys.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

FREUND/FEIND. Verschlimmbesserung ist auch so ein Begriff wie „Frenemy”, also eine Mischung aus Freund und Feind – kennt man in Österreich ja ohnedies, denn es heißt nicht umsonst die berühmte Reihung: Freund, Feind, Parteifreund; sprich, jenen, denen man vertrauen sollte, bringt man einen gewissen Argwohn entgegen.

Genauso wie übrigens in der Medienbranche. Doch bei allem nötigen Abstand und Konkurrenzverhalten, welche die heimischen Medienmacher zueinander halten müssen, sitzt der wahre Konkurrent, um nicht zu sagen Feind, nicht in der Führungsetage der anderen heimischen Medienhäuser, sondern über dem Atlantik.
Und IP Österreich-Chef Walter Zinggl hat völlig recht, wenn er im Interview bei uns auf ­medianet.tv sagt: „Der wirklich große Gegner ist nicht der andere TV-Vermarkter im Land, sondern die diversen Plattformen.”

Die sind im Übrigen meiner Meinung nach eben nicht nur Plattformen, sondern auch Medien.

Allen voran Facebook, Twitter, TikTok, Instagram & Co., die deshalb dringend, zumindest auf europäischem Boden, genauso behandelt und vor allem reglementiert und besteuert werden sollten – eben genauso wie die heimischen Medien.
Abgesehen vom demokratiepolitischen Schaden, den diese Fake News-Schleudern anrichten, geht es auch um das wirtschaftliche Überleben der heimischen Medienbranche. Allein im ersten Halbjahr 2024 gingen über 1,2 Milliarden Euro an Werbeetats in Österreich an die digitalen Riesen, heimische Medien konnten im gleichen Zeitraum gut 950 Millionen Euro für sich verbuchen. Hochgerechnet aufs Jahr heißt das, dass der Abstand zwischen den GAFA-Konzernen und den österreichischen Medien bei den Werbeeinnahmen immer mehr zugunsten der Tech-Riesen kippt – mit all den negativen Folgen für uns hier.
In so einer Situation sollte der Staat übrigens zumindest die gesamten Einnahmen, die er aus der Digitalsteuer, die er Google, Facebook und Co. abnimmt, an heimische Medien verteilen – und nicht nur 20 von den gut 100 Millionen Euro, die er da jährlich so einsammelt.

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