Ein hart erkämpfter Kompromiss
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Jürgen Bauer, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien der Wirtschaftskammer Österreich
MARKETING & MEDIA Redaktion 17.12.2021

Ein hart erkämpfter Kompromiss

Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien einigte sich mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund auf ein Gehaltsplus von 2,8% für 2022.

WIEN. Das Informationsschreiben der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation an die 1.857 Mitgliedsbetriebe war kurz und knapp, im Gespräch mit medianet erläutert Fachgruppenobmann Jürgen Bauer die Details.

medianet: Nach aktuellem Stand beschäftigen Ihre Mitgliedsbetriebe 16.530 Arbeitnehmer. Wie viele davon werden nach Kollektivvertrag bezahlt?
Jürgen Bauer: Konkrete Zahlen dazu haben wir nicht, da die Unternehmen die genauen Bezahlungen ja nicht veröffentlichen. Generell wissen wir aber von vielen Unternehmen, dass sie ohnehin über dem Kollektivvertrag bezahlen – insbesondere betrifft das langjähriges und qualifiziertes Personal.

medianet: Mit 2,8% liegt die Erhöhung für 2022 deutlich über jener von heuer. Kann man das als Indiz dafür sehen, dass es der Werbe- und Kommunikationsbranche insgesamt gut geht?
Bauer: Nein. Die Inflation ist heuer stark angestiegen. Mit Stand November lag sie für die letzten 12 Monate bei 2,5 % und der Trend dürfte laut Wirtschaftsforschenden noch anhalten. Insofern war von vorhinein klar, dass der Abschluss dieses Jahr angepasst werden muss. Nachdem viele Unternehmen der Branche allerdings noch immer mit den Folgen der pandemiebedingten Einschränkungen zu kämpfen haben, war für uns klar, dass das Plus auch nicht wesentlich höher als die Inflationsanpassung ausfallen kann.

medianet:War es schwierig, einen Kompromiss zu finden? Was waren die wesentlichen Knackpunkte in den Verhandlungen?
Bauer: Die Verhandlungen für unsere Branche sind von vorhinein schwierig. Hauptgrund dafür: Wien ist das einzige Bundesland mit einem Kollektivvertrag in unserer Branche. Dadurch kommt es zu Verzerrungen, da die Vorstellungen der Arbeitnehmerseite oft aus einer bundesweiten Sicht entstammen. Da ist für uns oft wichtig diese in die richtigen Relationen zu setzen. Zudem vertreten wir insgesamt 14 Branchen, darunter einige wenige große Unternehmen, wie die APA oder die Gewista. Solche großen Unternehmen werden dann von der Gewerkschaft gerne als Beispiel hergenommen, um auf die gute Situation der Branche aufmerksam zu machen. Faktum ist, dass die große Mehrheit – immerhin 84% - unserer Mitglieder Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten sind.

medianet: Wie ist es angesichts dieser großen Heterogenität überhaupt möglich, die vielen Unterschiede in den KV-Verhandlungen zu berücksichtigten?
Bauer: Ganz ehrlich: Es ist tatsächlich nicht möglich und ich bin auch jedes Jahr aufs Neue erstaunt, wie wenig diese Tatsache die Gewerkschaft interessiert. Tatsächlich sollte es ja auch der Arbeitnehmerseite ein Anliegen sein, dass wir möglichst viele Unternehmen durch diese Krise bekommen. Für ein Eventunternehmen machen Mehrbelastungen bei den Personalkosten das Überleben momentan mit Sicherheit nicht leichter. Das ist auch der Grund warum wir den Kollektivvertrag nächstes Jahr modernisieren wollen. Die unterschiedlichen Gruppen gehören definitiv besser abgebildet.

medianet: Wie sieht bisher das Feedback seitens der Mitgliedsbetriebe zum neuen Kollektivvertrag aus?
Bauer: Die Rückmeldungen sind auf der einen Seite sehr positiv, da alle froh sind, dass der Abschluss nicht wie in anderen Branchen bei drei Prozent und sogar darüber liegt. Aber so ehrlich müssen wir auch sein, dass unter den momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2,8% eine Anpassung ist, die wir uns so nicht gewünscht haben. Am Ende des Tages ist es ein von beiden Seiten hart erkämpfter Kompromiss.

Zitat
„Der Kollektivvertrag muss die Realität der Unternehmen spiegeln. Das ist auch der Grund warum wir ihn nächstes Jahr modernisieren wollen. Die unterschiedlichen Gruppen gehören definitiv besser abgebildet.“ (red)

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