Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
EINSCHÄTZUNGEN. In zehn Jahren würden sie wohl durch Kernkraft angetrieben werden, meinte im Jahr 1955 Staubsauger-Erfinder Alex Lewyt über sein Produkt. Weltweit gebe es einen Markt für höchstens fünf Computer, prognostizierte 1943 IBM-Chairman Thomas Watson. Irren ist menschlich, Vorhersagen sind schwierig, und alles fließt. Manches jedoch ist so vorhersehbar wie unvermeidlich.
Innenminister Gerhard Karner lieferte Armin Wolf am Dienstagabend ein spektakuläres Interview zur Geheimdienst-Causa Egisto Ott. Wenn Sie schon einmal versucht haben, hochnotpeinliche Fragen sicher nicht zu beantworten, während Sie innerlich von Tausend auf null herunterzählen, wissen Sie, wie lang sich eine Viertelstunde in der „ZiB 2” anfühlen kann. Auch für die Zuseher. Karner: „Sie werden jetzt sagen, ich wiederhole wieder etwas und das tu ich gern.” Die „lückenlose” Aufklärung jedenfalls wurde uns garantiert, durch die ermittelnde Arbeitsgruppe „AG Fama”. Mag es auch noch einmal sieben Jahre dauern – oder, situationsangepasst ausgedrückt: eine „ZiB 2-Viertelstunde”.
Dass sich der bizarre Fall Ott schlussendlich nur als „Fama”, als Gerücht, herausstellt, darf – und das ist jetzt eine haltbarere Prognose als die Atomkraft-Vakuumreiniger –, als unwahrscheinlich eingeschätzt werden.
Themenwechsel: Als Vorbereitung für einen möglichen Flug zum Mond oder Mars wollen Forscher des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt untersuchen, wie der menschliche Körper auf 60 Tage strikte Bettruhe („simulierte Schwerelosigkeit”) reagiert. Die Probanden der aktuellen Studie, die im September starten soll, erhalten für die 60 Tage im Bett eine Aufwandsentschädigung von 18.000 Euro. Die erschwerenden Umstände: Die Betten der Studienteilnehmer sind geneigt, der Kopf liegt niedriger als die Füße, der Druck im Kopf steigt, Muskeln und Knochen bauen ab, der Gleichgewichtssinn ist irritiert. Verwirrung ist nicht ausgeschlossen. Vorhergehende Studien belegen allerdings: In diesem konkreten Fall geht es vorbei.