••• Von Dinko Fejzuli
Im Interview mit medianet sprachen Jürgen Gangoly und Stefan Sengl, Skills|Team Farner, über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen. Ihre Agentur wurde zuletzt von der Wirtschaftskammer Österreich beauftragt, Empfehlungen und Richtlinien zu erstellen, um österreichischen KMU den Umgang mit KI zu erleichtern.
Laut Jürgen Gangoly, Geschäftsführer und Partner von Skills|Team Farner, hat das mit der langjährigen Digital-Kompetenz der Kommunikationsagentur zu tun: „Wir haben vor mittlerweile fast 15 Jahren im Auftrag der WKO allgemeine Empfehlungen und Vorlagen für die Social Media-Guidelines österreichischer Unternehmen entwickelt. Das war so erfolgreich, dass diese Richtlinien mittlerweile in der zehnten Auflage vorliegen und von Tausenden Unternehmen verwendet werden. Deswegen ist die Wirtschaftskammer nun wieder an uns herangetreten, um etwas Ähnliches für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Ziel ist es, damit auch in Klein- und Mittelbetrieben für eine strukturierte Diskussion über die Nutzung von KI zu sorgen und sicherzustellen, dass die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI für alle Seiten klar definiert sind.”
Die KI-Guidelines für KMU wurden gemeinsam mit den Experten der WKO in mehrmonatiger Arbeit entwickelt und vor wenigen Tagen beim diesjährigen e-Day vorgestellt.
Dort wurden unter anderem Möglichkeiten aufgezeigt, wie KI im Zuge eines Change-Prozesses systematisch im eigenen Unternehmen implementiert werden kann.
Es wurde aber auch das Online-Tool auf der WKO-Website (https://musterformulare.wko.at/digitalisierung/ki-guidelines) präsentiert, mit dem sich KMU eine KI-Guideline-Vorlage individualisiert für das eigene Unternehmen erstellen können.
„Skills arbeitet seit vielen Jahren für große Unternehmen und Institutionen, national und international, an technologiegetriebenen Kommunikations- und Change-Prozessen. Diese Erfahrungen haben wir nun im Zusammenhang mit KI auf die Bedürfnisse heimischer KMU umgelegt”, so Gangoly.
Beispielsweise habe sich bei vielen Change- und Technologie-Projekten gezeigt, dass der Kommunikationsbedarf während der Implementierung oft unterschätzt wurde – etwa nach innen hin zu den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wechselseitige Beziehung
Doch gerade dieser Austausch sei wesentlich, um das eigene Team für den Einsatz neuer Technologien zu begeistern. „Es geht dabei nicht nur um Technik, sondern um Wissensmanagement, um den Aufbau von Kompetenz und den Austausch von Erfahrungen im Unternehmen.
Um dies erfolgreich bewerkstelligen zu können und daraus einen Mehrwert zu schaffen, braucht es einen strukturierten Rahmen”, erläutert Gangoly.
„Diesen strukturieren Rahmen bieten wir mit unserem Beratungsansatz”, ergänzt Stefan Sengl.
Mit der Größe der Unternehmen steige dabei vor allem die technische Komplexität der KI-Beratung. Hier habe Skills|Team Farner den Vorteil, nicht nur über die erforderlich Prozess- und Beratungskompetenz zu verfügen, sondern nötigenfalls auch das komplette Know-how zur technischen Umsetzungen mitzubringen – in enger Kooperation mit Datenwerk|Team Farner in Wien und zahlreichen Kollegen aus der Schweiz, so Sengl. „Die Phase des Experimentierens und Ausprobierens ist in vielen Unternehmen längst vorbei. Inzwischen geht es darum, zu schauen, wie man die KI ganz konkret in den eigenen Alltag und die eigenen Prozesse integriert.”
Allgemein spricht Sengl davon, dass es dabei oft einen Konflikt zwischen den „Neugierigen”, die vor allem die Chancen und Potenziale heben wollen, und den „Vorsichtigen” gäbe, die vor allem die Risiken und Sicherheitsaspekte im Blick haben: „Beide Seiten müssen mit der gleichen Sorgfalt berücksichtigt werden, wenn man eine ausgewogene und nachhaltige KI-Strategie verfolgen möchte.”
Gelebte Beratungsleistung
Bei Skills|Team Farner rede man aber nicht nur mit Kunden über all das, sondern implementiere KI-Anwendungen selbstverständlich auch intern, so die beiden. So habe die Agenturengruppe inzwischen ein eigenes KI-Tool zur Analyse und Wirkungsprognose grafischer Entwürfe im Einsatz.
„Designtests mittels Eyetracking sind zwangsläufig teuer und zeitaufwendig, doch heute ist es möglich, dank KI-basierender Vorhersagemodelle vergleichbare Analysen schnell und vor allem kostengünstig zu produzieren”, so Sengl.
Positiver Nebeneffekt: Solche Analysen sind damit bei jedem Kundenbudget drinnen, was ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern sei.
Neue Produkte mit KI
Apropos Design: Dank KI würden auch gänzlich neue Produkte entstehen, zum Beispiel AI-generierte Corporate-Bildwelten oder Kampagnen mit nahezu unendlich vielen Sujets. So hat Team Farner für die Schweizer Tourismusdestination Arosa eine crowdbasierte Kampagne entwickelt, bei der die Userinnen und User mittels KI Abertausende Werbesujets entwickelten – von denen die besten dann digital geschaltet wurden. „Dieser Aufwand wäre früher schon alleine technisch viel zu komplex und unleistbar gewesen”, so Gangoly und Sengl unisono.
Mensch bleibt wichtig
Bei all den neuen Möglichkeiten, die sich durch KI ergeben, ist Sengl aber davon überzeugt, dass zwei Dinge durch Künstliche Intelligenz nicht ersetzt werden können.
„Bei der Kreation von etwas wirklich Neuem und in ethischen Fragen wird man ohne echte Menschen nicht auskommen können” – wobei er gleich ergänzt: „Zumindest für den Rest meines Berufslebens” (lacht), so die Prognose des Kommunikationsexperten, wenn es um die Fähigkeiten von KI in der Zukunft geht.