Elefantenrunde im Dschungelcamp
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.09.2024

Elefantenrunde im Dschungelcamp

Der Wahlkampf geht im TV in die heiße Phase über. Ideen und Reminiszenzen dazu.

Leitartikel
••• Von Sabine Bretschneider

PLAKATIV. Im Nationalratswahlkampf beginnt die heiße Phase, erkennbar an den viereckigen Vintage-Dreieckständern, die allerorten bereits aufgestellt sind. Damit beginnt auch die Quotenjagd im Rundfunk. Sommergespräche, Interviews, Debatten, Heiße Stühle, TV-Duelle, Elefantenrunden. Unvergessen: Das unmoderierte TV-Duell zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer im Präsidentschaftswahlkampf 2016, das völlig aus den Schienen lief, Fernsehgeschichte schrieb, ATV einen Einschaltrekord bescherte – und den Zusehern vor akuter Fremdscham den Schweiß auf die Stirn trieb. Die Beschreibung im Vorfeld: „ATV verzichtet gänzlich auf dramaturgische Elemente und reduziert das Duell auf das Wesentliche: die inhaltliche Debatte.“ Die Prophezeiung zur „inhaltlichen Debatte“ traf nicht ein. Wiederholt wurde das Experiment nicht.

Eine Premiere war es übrigens auch nicht. Die erste TV-Konfrontation im österreichischen Fernsehen bestritten im Jahr 1970 die Kanzler­kandidaten Josef Klaus und Bruno Kreisky – auf eigenen Wunsch – ohne durch­gehende ­Moderation (sehr sehenswert und recht ­meditativ: https://on.orf.at/video/6240661/wahl-1970-tv-duell-kreisky-klaus).

Im Sinne der Zuseherrekorde böte sich noch ein weites Feld an Möglichkeiten an: Spezialausgaben von Millionenshow und Dancing Stars etwa, ein, zwei Episoden des Dschungelcamps, Naked Survival oder Ninja Warrior – Election Edition. Hauptsache, es tut sich was. Auch abseits spektakulärer Ideen zur Kreation neuer TV-Formate sind die meisten, dem Bürger vermeintlich die Wahlentscheidung erleichternden Beiträge von endenwollender Relevanz. Vorteile generiert, wer schlagfertig, rhetorisch gewandt und kameratauglich ist. Winner takes all. Die Idee, als Spitzenkandidaten einen publikumswirksamen Schauspieler zu engagieren, wurde noch nicht aufgegriffen – hierzulande. Mit Ronald Reagan hat man es in den USA schon erfolgreich vorexerziert. In diesem Kontext und Sinne: Viel Vergnügen!

 

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