„Es ist bereits fünf nach zwölf“
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MARKETING & MEDIA Redaktion 23.08.2024

„Es ist bereits fünf nach zwölf“

Factory-Inhaber und CEO Thomas Andreasch erzählt im Talk, warum ihm Green Producing so am Herzen liegt.

••• Von Chris Radda/Elisabeth Schmoller-Schmidbauer

Die Wiener Werbefilm-, Content- und Digitalproduktionsfirma Factory ist seit Kurzem offizieller Lizenznehmer des Österreichischen Umweltzeichens für Green Producing. Das Gütesiegel würdigt Bemühungen, nachhaltige und umweltfreundliche Praktiken in der Werbefilmproduktion zu integrieren – ein Ziel, das dem Factory-Inhaber Thomas
Andreasch ein persönliches Anliegen ist, wie er Chris Radda im medianet-Interview erzählt.

medianet: Die Factory produziert jetzt als Lizenznehmer des Österreichischen Umweltzeichens offiziell grün – was war die Motivation dahinter?
Thomas Andreasch: Die Motivation dahinter war, dass mir das Thema persönlich sehr am Herzen liegt. Ich bin Vater von vier Kindern und auch beruflich viel von den jüngeren Generationen umgeben, wo es ein sehr großes Bewusstsein für das Umweltthema gibt. Gleichzeitig bin ich ein Naturmensch: Privat lebe ich am Land mit Garten und bin in meiner Freizeit in den Bergen unterwegs. Und damit meine ich: Bergsteigen mit Gletscherüberquerungen. Dort kann ich dann mit eigenen Augen beobachten, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Man kann den Klimawandel an den Gletschern extrem gut ablesen – und was Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe betrifft, ist es nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf. Dieses Bewusstsein, dass man da mehr machen muss, ist bei mir und im Unternehmen stark angekommen. Das beschäftigt uns alle und es gibt ein Bedürfnis, zu optimieren, wie wir ressourcenschonend produzieren und arbeiten können.

medianet: Wie wirkt sich diese Siegel jetzt in der Praxis aus?
Andreasch: Um einfache Beispiele zu nennen – wir sind schon seit Längerem papierlos. Und wenn wir ein Auto für einen Dreh mieten, dann ist das im besten Fall ein Elektroauto, wenn möglich verzichten wir überhaupt auf Autos und bevorzugen zum Beispiel das Fahrrad. Wenn wir am Set Strom benötigen, beziehen wir wenn möglich grünen Strom. Wir vermeiden Einwegplastik und haben auch eigene Trinkflaschen produzieren lassen, die wiederverwendet werden. Da gibt es also ein ganzes Potpourri an Möglichkeiten, die man ausschöpfen kann, um grüner zu produzieren. Bei jeder Produktion, die wir planen, setzen wir uns hin und überlegen, wie wir das möglichst nachhaltig machen können.

medianet: Wird das denn auch kontrolliert?
Andreasch: Ja, da wird tatsächlich jeder Spot und jedes Projekt kontrolliert. Da kommt eine eigene Person, die dann alle Posten auf Nachhaltigkeit überprüft und für dieses Projekt das Siegel vergibt. Das heißt, wir können ein Projekt auf grüner Basis durchführen, das dann auch mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet wird. Und der Kunde kann das dann natürlich auch als Logo am Ende des Spots zeigen. Das bieten wir an.

medianet: Das ist also durchaus strenger als andere Gütesiegel …
Andreasch: Ja, das sind ganz strikte Auflagen, die man einhalten muss. Man muss das ja auch im Backoffice vorab schon einmal nachweisen, also dass kein Strom, kein Plastik, etc. verwendet wird. Das ist schon einmal Voraussetzung dafür, dass man das überhaupt anbieten kann. Und beim Dreh selbst natürlich auch – das betrifft zum Beispiel das Catering. Wenn man ein nachhaltiges Catering machen möchte, ist das auch etwas teurer – das muss der Kunde dann entscheiden. Aber wir sind dazu ermächtigt, bei jedem Projekt dieses Lizenzverfahren abzuwickeln, und diese Qualifikation dafür, diese Umstellung hat das ganze letzte Jahr gedauert.

medianet: Ist dieses Umweltzeichen dann jetzt gegenüber anderen Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil?
Andreasch: Um ehrlich zu sein, glaube ich das nicht. In erster Linie entspringt das unserem Bedürfnis, etwas zu einer Verbesserung beizutragen. Wir sind keine Weltveränderer, aber wir können dabei helfen, dass dieses Bewusstsein weitergetragen wird. Im zweiten Schritt können wir das dann dem Kunden anbieten, vielleicht müssen wir es auch zwei- oder dreimal anbieten, bevor der Kunde das machen möchte. Und vielleicht muss der Kunde auch auf gewisse Vorstellungen verzichten, wenn er grün produzieren möchte – mit einem Dieselaggregat am Berg zu stehen, damit man Licht hat, das geht dann natürlich nicht. Da muss man dann vielleicht eine völlig andere Lösung finden. Wir geben zumindest bei jedem Projekt eine Empfehlung ab, dass wir das auch grün produzieren können, der Kunde kann das dann frei entscheiden.

medianet: Ist es denn das Ziel, dass alle Projekte so produziert werden?
Andreasch: Auf jeden Fall. Es gibt auch bereits jetzt Unternehmen, die in ihren Ausschreibungen explizit das Kriterium Green Producing angeben. Und ich bin überzeugt, dass das immer mehr werden, die das fordern. Und dieses Bewusstsein, darum geht es, wenn wir uns zusammensetzen und überlegen, wie wir grüner produzieren können. Wir schaffen dieses Bewusstsein für Nachhaltigkeit unter unseren Teammitgliedern, die das dann auch hinaustragen in die Welt. Dasselbe passiert ja bei den Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, und bei unseren Kunden. Das ist, glaube ich, der einzige richtige Weg, den man gehen kann, um da noch etwas zu verändern.

medianet: Ist die Factory denn die erste Produktionsfirma hierzulande, die das so anbietet und umsetzt?
Andreasch: Ich glaube nicht, dass wir die ersten sind, aber es gibt tatsächlich wenige, die dieses Siegel anbieten. Es ist also eher ungewöhnlich. Aber wir können es anbieten und damit können Kunden, können Agenturen und jeder Einzelne dazu beitragen, dass es für die nächste Generation und die danach folgenden vielleicht ein bisschen bessere Aussichten gibt. Denn tatsächlich finde ich die aktuelle Lage bezüglich unserer Umwelt und unserem Klima als schlecht und extrem beunruhigend.

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