In aller Munde
© Unsplash/William Krause
Clubhouse könnte nach Twitter, Instagram und Co. der Rising Star am Social Media-Himmel werden. Noch ist die Entwicklung allerdings schwer absehbar.
MARKETING & MEDIA Redaktion 29.01.2021

In aller Munde

Von hochgelobt bis totgesagt: Die Social Audio-App Clubhouse sorgt für reichlich Gesprächsstoff in der Branche.

••• Von Laura Schott

BREMEN / OAKLAND. Quasi über Nacht konnte sich die Internet-Talk-App Clubhouse an die Spitze der Downloads im App Store platzieren – und ist trotz des Einladungsprinzips, das eine gewisse Exklusivität bedingt, laut Experten auf dem besten Weg, zum Massenprodukt zu werden.

Die große Frage, die sich die Marketing- und Medienbranche dieser Tage stellt, ist wohl jene, ob Clubhouse tatsächlich das Potenzial hat, nach Facebook, Instagram und TikTok zum neuen Superstar unter den Sozialen Netzwerken zu werden, oder ob es sich doch nur um einen kurzen Hype handelt, der so schnell an Attraktivität verliert, wie er sie gewonnen hat.

Bekanntheit und Zeitgeist

Dass man den ganz großen Erfolg zumindest nicht ausschließen sollte, zeigt die Tatsache, dass sich bereits jetzt – zwei Wochen nach dem Start der App im deutschsprachigen Raum – einige wichtige Player intensiv mit Clubhouse auseinandersetzen. So hat etwa OMD Germany kürzlich mittels einer Onlinebefragung die Bekanntheit und das Interesse an der App überprüft. Das Ergebnis: Gut 24% der 2.016 Befragten im Alter von 18–59 Jahren haben bereits von Clubhouse gehört, knapp ein Drittel davon plant, diese auch zu nutzen.

Erfolgversprechend sei laut OMD auch die Tatsache, dass Clubhouse durch den Mix aus Podcast und Social Media zwei große Trends vereint und damit genau den Zeitgeist der jüngeren Generationen trifft. Dieses neuartige Konzept biete für Marken außerdem die Möglichkeit, sich einfach und experimentell als Vorreiter auf Clubhouse zu positionieren.
„Audio liegt im Trend und erkämpft sich seine Nische in der sonst sehr bild- und textlastigen Social Media-Welt”, erklärt Stephan Naumann, Director Insight Planning OMD, verweist gleichzeitig aber auch auf Konkurrenz durch andere audiofähige Chat­räume wie Twitter Spaces und auf die datenschutzrechtlichen Bedenken, die fast ebenso schnell aufkamen wie die Begeisterung um die Social Audio-App.

Datenschutzrechtliche Sorgen

Der größte Dorn im Auge ist Datenschützern hierbei die Tatsache, dass Clubhouse Zugriff auf sämtliche gespeicherte Kontakte des jeweiligen Nutzers erhält – und diese somit etwa zu Werbezwecken nutzen kann. Dies verstoße laut dem deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) aber gegen die Datenschutzgrundverordnung, da die Betroffenen nicht vorab über die Nutzung ihrer persönlichen Daten informiert würden. Der VZBV hat die kalifornischen Betreiber von Clubhouse aus diesem Grund vergangene Woche abgemahnt.

Zudem können bei Clubhouse alle Gespräche aufgezeichnet werden, wenn beispielsweise während des Live-Gesprächs ein Regelverstoß gemeldet wird. „Wer dann aber Zugriff auf die Gesprächsinhalte bekommt und wer und wann über die Löschung der Gespräche entscheiden wird, bleibt im Dunkeln”, kritisiert Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen.

Neues Kapital von Investoren

Die Pläne der Clubhouse-Gründer Paul Davison und Rohan Seth sind jedenfalls große: „Wir konzentrieren uns darauf, Clubhouse für die ganze Welt zu öffnen”, kündigten sie kürzlich an. Aktuell bewegt sich die Nutzerzahl um die zwei Mio., wobei die App weiterhin nur für iPhones und nicht auf Android-Geräten zur Verfügung steht. Mithilfe frischen Kapitals von mehr als 180 Investoren wollen die Gründer den Wert des Unternehmens auf fast eine Mrd. USD steigern.

Wohin die Reise von Clubhouse geht und ob sie nicht doch frühzeitig beendet sein wird, bleibt also eine Frage, die die Branche in den nächsten Wochen noch intensiv beschäftigen wird.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL