••• Von Dinko Fejzuli
WIEN/PARIS. Der deutsche Medienkonzern Gruner + Jahr (Bertelsmann-Tochterunternehmen) steigt bei der Verlagsgruppe News, bei der er 56% der Anteile besaß, aus. Diese Anteile werden nun von News-Geschäftsführer Horst Pirker mit dessen I-Mag BeteiligungsgmbH übernommen.
Neben der Kurier-Verlagsgruppe (25,3% ) sind auch die Fellner-Brüder mit einer reinen Finanzbeteiligung von 18,7% involviert. medianet traf Wolfgang Fellner in Paris am Rande des EM-Spiels Österreich-Island und befragte ihn zur Causa Prima der heimischen Print-Medienbranche.
medianet: Herr Fellner, was entspricht nun der Wahrheit. Wollte man Ihnen keine Übernahme der Gruner + Jahr-Anteile anbieten, oder wurden sie Ihnen angeboten und Sie haben abgelehnt?
Wolfgang Fellner: Für mich war von Anfang an klar, dass ein Zurückkaufen nicht in meine Projekt- und Lebensplanung passt. Mein Sohn und ich möchten einen größeren Fokus auf die Bereiche Online, Digital- und Bewegtbild legen und nicht in den alten Magazinmarkt rückwärtsgewandt einsteigen. So etwas muss man nach kaufmännischer Intelligenz und Strategie entscheiden, nicht nach Emotionen. Es wurde mir auch vorgeschlagen, es nebenbei machen zu können, aber die Sanierung des News Verlags ist ein Fulltimejob und geht nicht nebenbei.
medianet: Sie sagen, eine Beteiligung war aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. Gab es auch emotionale Komponenten? Immerhin war das mal Ihr Baby.
Fellner: Natürlich, ich habe auch mehrfach darüber nachgedacht. Aber ich habe Österreich gegründet, weil ich eine neue Strategie und Medienwelt mit den Themen Digital, Bewegtbild und Tagesaktualität starten wollte. Das ist auch der Grund, warum ich mich bei News auf eine reine Finanzbeteiligung zurückgezogen habe und darin will ich jetzt auch nichts mehr ändern. Mit der Tageszeitung Österreich und den digitalen Projekten bin ich gerade sehr erfolgreich und habe mit Österreich und im Digitalgeschäft dank meines Sohns Niki einen Millionengewinn. Das wollen wir noch weiter ausbauen. Man muss auch bedenken, dass der News Verlag ein schwerer Sanierungsfall ist, es würde 20 bis 30 Millionen allein an finanziellem Aufwand brauchen, die man erst einmal aufbringen müsste. Die ersten Jahre würde man also nur dafür arbeiten, um auf Null zu kommen. Dafür habe ich einfach keine Zeit, weil ich eben in neue Digitalprojekte investieren möchte.
medianet: Gab es schon in den letzten Jahren einen Punkt, an dem Sie aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Verlags an einen Rückkauf dachten?
Fellner: Nein, nie. Ich habe einen exzellenten Vertrag von Gruner + Jahr bekommen, der vorsieht, dass ich von den wirtschaftlichen Problemen des Verlags nicht betroffen bin, inklusive keiner Nachschusspflicht.
Der Vertrag sieht außerdem vor, dass ich ordentlich an den Gewinnen beteiligt bin und den Rest schaue ich mir fußfrei aus der ersten Reihe an.
medianet: So relaxt kann das nicht sein. Allein wegen Ihrer Beteiligung müssen Sie ein Interesse an einem erfolgreichen Fortkommen des News Verlags haben.
Fellner: Natürlich, sogar ein hohes Interesse. Ich bin ja mit 25 Prozent dabei, auch wenn die wirtschaftlichen Probleme mich nicht betreffen. Über Erfolge freue ich mich natürlich. Ich habe auch – gemeinsam mit dem Kurier – harte Kritik an der Art, wie die deutschen Mehrheitseigentümer dieses Unternehmen geführt haben, geübt. Es war ein hohes Maß an verlegerischer Unfähigkeit und Unkenntnis des österreichischen Medienmarkts erkennbar. Dazu gab es auch absurde Sanierungskonzepte, bei denen jeder Halbprofi erkennen konnte, dass daraus nichts wird.
medianet: Ich nehme an, Sie meinen die Jahre nach Oliver Voigt, der jetzt in Ihrem Haus den Vorsitz der Geschäftsführung innehat?
Fellner: Genau, ich spreche von der Gruner + Jahr-Betriebsführung, die in jeder Beziehung weit weg von Österreich war. Die Erfahrung für den Markt hat gefehlt und es ist eine unglaubliche Niederlage für den deutschen Großverlag, wenn er ein Unternehmen für mehr als 100 Millionen Euro kauft und dann schlussendlich verschenken muss bzw. sogar noch etwas dazugeben muss. Das ist wahrlich kein Meisterstück verlegerischen Handelns.
medianet: Was halten Sie von der Übernahme durch Horst Pirker?
Fellner: Dem stehe ich positiv gegenüber. Es war klar, dass ich nicht übernehmen will, das habe ich oft genug betont. Die nächste, logische Option war dann Horst Pirker …
medianet: … oder das komplette Zudrehen des News Verlags?
Fellner: Die deutschen Eigentümer wollten es an andere Investoren verkaufen, das war aber unmöglich, da auch das höchstkompliziertes Medienübernahmegesetz die Sanierung des Verlags für Neukäufer unmöglich macht. Deshalb war es unverkaufbar. Kurier war auch eine Option, wollte aber nur Teile und war der Meinung, ein gutes Angebot gelegt zu haben. Horst Pirker hat dann die Ganzübernahme angeboten. Mir wäre beides recht gewesen, ich stehe der Übernahme sehr konstruktiv und unterstützend gegenüber. Pirker und ich werden uns auch demnächst zum gemeinsamen Gespräch treffen. Mein Ziel ist es, alle Unterstützung zu geben, die man eben geben kann. Ich bin beim News Verlag, nach Pirker, auch der zweitwichtigste Eigentümer, da ich ja auch in der Dachgesellschaft sitze, also der Co KG.
medianet: Wird sich der News Verlag dann halten können?
Fellner: Das hoffe ich sehr.