WIEN. Zehn Mio. € jährliche Gewinngarantie an die Familie Dichand, egal, ob das gemeinsame Unternehmen Gewinn macht oder nicht. Das war das vorherrschende Thema vieler Gerichts- und Schiedsgerichtsverfahren zwischen der Familie Dichand und dem bisherigen zweiten Hälfte-Eigentümer der Kronen Zeitung, der deutschen Funke-Gruppe. Die Rechtsstreitigkeiten zwischen den Dichands und den deutschen Mitgesellschaftern zogen sich über Jahrzehnte.
Dichands übernehmen 100%
Die damals so großzügig zugesicherte Gewinnausschüttung an Hans Dichand stammt aus der Zeit, als der Krone-Gründer im Jahr 1987 die Hälfte der Krone an die damalige Essener WAZ-Mediengruppe, die mittlerweile als Funke Mediengruppe firmiert, verkaufte.
Die Zeiten im Mediengeschäft waren Mitte der 1980er noch ganz andere, die Kronen Zeitung war die Dominante in Österreich, das Werbegeld floss reichlich und die heftigen Disruptionen in der Medienlandschaft, die Jahre später für den erbitterten Streit der Co-Eigentümer sorgen sollten, konnte noch niemand erahnen.
Anfang dieser Woche hat das Duell ein Ende gefunden, denn die Familie Dichand – bzw. die beiden Brüder Christoph und Michael Dichand – haben nach einem Deal mit Funke die
Kronen Zeitung zu 100% unter ihrer Kontrolle.
Was die „Krone“ kostet
Die Dritte im Bunde, ihre Schwester Johanna Dichand, die bisher ebenfalls Anteile hielt, dürfte, wie Der Standard und der trend berichten, dank eines Seitendeals und der Übertragung des berühmten Gemäldes „Danae“ von Gustav Klimt in ihr Eigentum, keine Anteile mehr an der Krone halten.
Medienberichten zufolge hat das Bild, je nach Medium und befragten Experten, einen Wert zwischen 50 und 150 Mio. €. Damit stellt sich die Frage: Wie viel hat die Familie Dichand an die Funke-Gruppe für die Übernahme der zweiten Krone-Hälfte am Ende überwiesen?
Interessantes Detail am Rande: Die Höhe der tatsächlich gezahlten Summe dürfte auch etwas mit den seit geraumer Zeit von Funke blockierten garantierten Gewinnausschüttungen an die Dichands zu tun haben, denn diese werden in diesem Deal sicherlich gegengerechnet worden sein …
Funke „sehr glücklich“
Der trend wagte sich am Montag aus der Deckung und nennt zehn Mio. € und den Verzicht auf ausstehende Gewinnausschüttungen als Kaufpreis, die bezahlt worden sein sollen. Bestätigen lässt sich diese Summe nicht.
Denn auch wenn sich Funke-Verlegerin und Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker im Standard „sehr glücklich“ zeigt, dass der Deal nun gelungen sei – über die Verkaufssumme verrät auch sie nichts. Eine Anfrage seitens medianet an die Krone-Geschäftsführung blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Mediaprint, quo vadis?
Die Frage, die noch offen bleibt, ist jene nach der Zukunft der Mediaprint, über die Krone und Kurier in einer gemeinsamen Gesellschaft fifty-fifty verbunden sind.
Auch hier gibt es einen 70% (Krone) zu 30% (Kurier)-Gewinnschlüssel, falls Gewinne vorhanden sind – eine Übereinkunft, die vermutlich ebenfalls in besseren Zeiten abgeschlossen worden sein dürfte.
Nun aber, da die Lage am Medienmarkt schwierig ist und die Krone die größere Last zu schultern hat, wird es vermutlich auch hier zu Verhandlungen über ein neues Verhältnis, aber auch über eine neue Funktion der Mediaprint selbst kommen. Ob am Verhandlungstisch oder vor Gericht, wird sich weisen.

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