WIEN. Kreativsein war die letzte Bastion des Menschen, oder so dachte man. Jetzt kann Künstliche Intelligenz malen, dichten und komponieren, ohne dass sich klare Urheberrechtsregeln abzeichnen. "Es ist ernst", eröffnete Gerhard Ruiss am Donnerstag seine Pressekonferenz zu Gesetzesvorschlägen bezüglich KI-Regeln für künstlerische Werke und Leistungen. "Spätestens jetzt, da KI sich anschickt, alles durch die Wurstmaschine zu drehen, brauchen wir Gesetze". Ein Appell an die Politik.
"Content-Schwemme", Gefährdung von Arbeitsplätzen, Urheberrechtsverletzungen - Das sind nur einige der Risiken von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) für Kunst, Kultur und die Kreativwirtschaft. Auf Einladung der Initiative Urheberrecht Österreich, sprachen Experten aus Bildender Kunst, Literatur, Musik, Film und Theater über die Risiken von KI für ihre jeweiligen Branche - und legten auch gleich Gesetzesvorschläge vor.
Politik muss aktiv werden
"Wahrscheinlich wird die Politik erst dann wach werden, wenn KI in die Politik eingreift", sagte Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren, "und das tut sie". Die Wiener FPÖ beispielsweise hatte das Sujet des bekannten Kinderbuchs "Räuber Hotzenplotz" für eine Kampagne genutzt. Der Verlag des Kinderbuchs hatte gegen die Verwendung geklagt und laut Medienberichten vom Obersten Gerichtshof nun Recht bekommen. Jetzt wollen die Blauen eine neue Version von "Räuber Rathausplatz" kreieren - und zwar mit Künstlicher Intelligenz. "Das beschreibt das Problem hervorragend", betonte Ruiss. Dennoch sei in den aktuellen Wahlprogrammen der jeweiligen Parteien das "Problembewusstsein noch nicht angekommen."
"Es ist 5 nach 12", warnte auch Kristina Sprenger. Die Situation sei "extrem existenzgefährdend". Schauspieler und Schauspielerinnen würden sich über Stimme und Aussehen definieren, und beide Dinge seien in Gefahr durch die Künstliche Intelligenz, weil beide reproduzierbar seien. In den USA habe man das längst erkannt, erinnerte die österreichische Schauspielerin an den monatelangen Kampf der Schauspiel- und Autorengewerkschaft in Hollywood. Ein großer Streitpunkt damals war das Thema Künstliche Intelligenz. "Man hat das Gefühl, dass wir das in Österreich mit unser operettenhaften Gemütlichkeit nicht so ernst nehmen", so die Künstlerin. Dabei sei die Realität schon längst bei uns angekommen.
Problem: Urheberrecht
Man denke nur an die Videos, die bekannte Moderatoren wie Armin Assinger zeigen, wie sie vermeintlich für Investments und Co. werben. Eine kurze Beschreibung genügt, und ein KI-Bildprogramm liefert ein Bild, das von Egon Schiele stammen könnte. In der Musik kann jeder Mensch einen beliebigen toten Künstler wieder auferstehen lassen. "Sie können einer Software ein Lied vorsingen, und das klingt dann wie Elvis Presley", sagte Musiker Peter Paul Skrepek: "Jetzt stellt sich die Frage: Was ist denn mit dem Urheberrecht? Wem gehört das? Das ist vollkommen offen."
Aus diesem Grund hat die Initiative heute Vormittag noch in Entwicklung befindliche Lösungen vorgestellt. Darunter finden sich Punkte wie Transparenz- und Offenlegungspflichten, ein Direktvergütungsanspruch für die Erstellung und Verwertung von KI-Systemen, keine Urheber- und Leistungsschutzrechte für nicht-kreative KI-Produkte und der Schutz vor KI-generierten Ebenbildern. Die konkreten Gesetzesentwürfe sollen bald beschlussfertig sein und am 14. November im Rahmen der zweiten Konferenz vorgestellt werden. Danach sei die Politik am Zug. "Es muss in der nächsten Legislaturperiode passieren", so Ruiss.