WIEN. In diesem Wahljahr habe ich ein altes Sprichwort neu interpretiert: „Wer die Wahl hat, hat die Qual.“ Damit meine ich weniger die politische Präferenz und das aktuelle Angebot, das uns vorgesetzt wird, sondern die Flut an Plakaten, Diskussionen, Duellen, Talkshows und, als Schlimmstes von allen, „Experten“ und Prognosen. Die natürlich dann regelmäßig überrascht und irritiert sind.
Darum erhob sich schon länger Kritik an solchen Veröffentlichungen, man wirft ihnen sogar vor, in letzter Minute das Wahlverhalten beeinflussen zu können: Vertreter der einen Theorie glauben, die Wähler würden emotional dem führenden Team nachlaufen - dem sogenannten „band wagon impuls“ - bzw. – etwas weniger charmant – von Carlo Mierendorff als „politischer Herdentrieb“ bezeichnet. Andere wiederum sind sich sicher, mit ihrem Kreuzerl noch etwas strategisch ändern zu können, wenn sie gerade aus diesem Grund Außenseiter stärken wollen.
Hinterher ärgern sich jedenfalls dann alle, weshalb die Veröffentlich von Meinungsumfragen in den EU-Ländern Spanien fünf Tage, Frankreich eine Woche, Griechenland und Italien 15 Tage und in Luxemburg sogar einen Monat vorher verboten sind.
Bereits vor sieben Jahren wurde das Thema darum im Nationalrat verhandelt – SPÖ und ÖVP zeigten sich aufgeschlossen. Die Freiheitlichen fanden es nachvollziehbar, allerdings in Zeiten sozialer Medien nicht umsetzbar und die NEOS waren strikt dagegen.
Eine abschließende Entscheidung wird es also nicht geben – ziemlich sicher kann man jedenfalls konstatieren: Besser wird es sicher nicht werden. Zu Beginn der Segelsaison kommt allerdings vielen wieder der alte Spruch in Erinnerung „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Das ist natürlich im Geschäftsleben nicht viel anders, darum gestatten Sie mir den Wechsel auf ein Gebiet, wo man in der Tat die Wahl und Entscheidungsmöglichkeit hat, und wo es sich wirklich lohnt: Mit der Schaffung der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKapG) bzw. FlexCo wurde das Unternehmensrecht radikal verbessert.