••• Von Britta Biron
WIEN. Der Resale-Markt boomt, und aus dem Start-up refurbed ist seit der Gründung 2017 der führende Online-Marktplatz für runderneuerte Produkte im deutschsprachigen Raum und ein Scale-up mit Unicorn-Potenzial geworden. Dieser Entwicklung trägt, so CMO Jonny Ng, das neue Branding Rechnung.
medianet: Welche Aspekte des alten Markenauftritts waren nicht mehr zeitgemäß??
Jonny Ng: Entsprechend der innovativen Entstehungsgeschichte von refurbed haben wir in den letzten Jahren vor allem die Early Adopters angesprochen; die Ergebnisse der Markt- und Konsumentenforschung haben gezeigt, dass refurbed mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen ist und eine viel breitere Zielgruppe hinter sich zu vereinen weiß – und damit einhergehend auch einen viel höheren Bekanntheitsgrad genießt. Das hat auch damit zu tun, dass wir als Vertreter der gelebten Kreislaufwirtschaft für einen neuen Weg des Konsums stehen, der mit den begrenzten Ressourcen unserer Erde anders umgeht. Und das ist nun einmal kein Nischenthema, sondern betrifft uns alle.
medianet: Was war die größte Herausforderung bei der Konzeption des neuen Markenauftritts?
Ng: Wie immer, die Kernaussage zu vereinfachen und auf den Punkt zu bringen. Unser Markenname birgt grundsätzlich großes Potenzial und es war uns wichtig, dieses im neuen Logo voll auszuschöpfen und vor allem die Anfangssilbe ‚re' und ihre Bedeutung für die Kreislaufwirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Zusätzlich wollten wir die Bildsprache emotionaler und lifestyliger gestalten und dabei die Diversität unserer Kundinnen und Kunden deutlicher ausdrücken.
medianet: Re-think new – nur ein neuer, griffiger Claim oder steckt mehr dahinter?
Ng: Das ist ein zentrales neues Element, das grundlegend definiert, wohin wir uns mit refurbed in Zukunft bewegen. Dabei geht es um den Aufruf, den Begriff ‚neu' neu zu denken und das bestehende Konsumverhalten zu hinterfragen. Jeder Europäer verbraucht jährlich im Durchschnitt 14 Tonnen Rohstoffe und produziert fünf Tonnen Abfall pro Jahr. Dass das mit den begrenzten Ressourcen nicht vereinbar ist, ist mittlerweile einer breiten Basis bekannt.
In diesem Zusammenhang haben wir auch unsere eigene Nachhaltigkeitsstrategie neu gedacht und bauen in diesem Jahr unser Wirkungsportfolio aus. Dazu gehören innovative Umweltprojekte für Kohlenstoffreduktion, Elektroschrott-Recycling und Landscape Restoration. Da diese Themen von globaler Relevanz sind, werden wir auch die damit verbundene Kommunikation in all unseren Märkten ähnlich gestalten.
medianet: Welche Maßnahmen sind für die nächste Zeit geplant?
Ng: Wir haben gerade unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie gelauncht. Außerdem werden wir gemeinsam mit Minimise heuer 50.000 Handies einsammeln und korrekt recyceln lassen. Basierend auf den Daten früherer Minimise-Projekte, geht es dabei um das umweltgerechte Recycling von rund 2.600 Kilo Elektroschrott und die Wiedergewinnung von ungefähr 240 Gramm Gold, 1,24 Kilo Silber und 212 Kilo Kupfer. Im April werden wir gemeinsam mit Fraunhofer Austria ein neues Berechnungsmodell vorstellen, das für mehr ökologische Transparenz beim Kauf von Elektronikgeräten sorgen wird.
medianet: Spielt das Re-Branding im Hinblick auf die Gewinnung neuer Markenpartner oder Investoren eine Rolle?
Ng: Es ist wichtig, dass sich der Stellenwert, den sich refurbed bei Investoren und Handelspartnern aufgebaut hat, auch durch einen professionellen und stringenten Markenauftritt ausdrückt. Wir haben erst kürzlich ein C-Funding in Höhe von 54 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen und viele namhafte Markenpartner an Bord geholt. Das schaffen wir nicht allein durch einen guten Markenauftritt, sondern weil unser Businessmodell skalierbar ist und wir gleichzeitig profitabel wachsen. Allerdings hilft ein moderner, frischer Markenauftritt dabei, noch mehr Menschen und Unternehmen von unserer nachhaltigeren Konsumform zu überzeugen. Wir sprechen weiterhin namhafte Marken wie Woom, De’Longhi, AEG, Dyson und viele mehr an, da immer mehr Originalhersteller erkennen, dass sie durch unseren Marktplatz ihren professionell aufbereiteten Produkten ein zweites Leben geben können.