••• Von Georg Sander
WIEN. Michael Fallys bisherige Karriere findet mit dem Chefposten im Sport bei krone.at ihren vorläufigen Höhepunkt. Der gebürtige Burgenländer verdiente sich seine ersten Meriten als Praktikant und heuerte 2008 nach der Europameisterschaft in der Regionalredaktion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland bei krone.at an. 2011 schloss er das Publizistikstudium ab, und Georg Horner holte ihn in den Sport. 2014 wurde Horner von Max Mahdalik abgelöst. Dieser machte Fally rasch zu seinem Stellvertreter. Seit September ist Mahdalik nun Head bei krone.tv, und Michael Fally rückt zum Sportchef auf, auf Wunsch von Geschäftsführer Michael Eder und Mahdalik selbst – das ist gelebte Kontinuität. Aber Fally hat natürlich einiges vor mit dem Sport bei krone.at.
Am Aussehen der Website wird sich nicht viel ändern, aber es gibt natürlich den Auftrag, das Produkt weiterzuentwickeln. Beim Bewegtbild ist krone.at im Sport bereits gut vertreten, nun geht es darum, noch mehr zu bringen. „Ich habe schon den Auftrag bekommen, mich einzubringen und Dinge auszuprobieren und umzusetzen”, erklärt Fally dazu. Vor einem Monat wurde das Videoformat ‚Krone oder Kasperl' aus der Taufe gehoben: Die Print-Sportchefs, Peter Frauneder und Peter Moizi, die „nicht nur gute Journalisten, sondern auch veritable Schmähbrüder” sind, analysieren mit Fally als Moderator das Wochengeschehen und vergeben dann eben je nachdem eine Krone oder einen Kasperl. Es ist übrigens auch ein Anfang, die Zusammenarbeit zwischen dem sechsköpfigen Onlineteam und Print zu intensivieren – was aber dank des crossmedialen Newsrooms, der seit fünf Jahren in Betrieb ist, ohnehin schon der Fall ist.
Die Zukunft
Es gibt noch mehr Ideen. Die Berichterstattung über Amateurfußball soll zum Beispiel intensiviert werden. In einem ersten Projekt wurden Hobby- und Amateursportler dazu aufgerufen, Videos von schönen Toren oder Aktionen zu schicken; das Ganze lief in Kombination mit einem Gewinnspiel ab. „Es soll schon auch den Effekt haben, dass sich Hobbysportler stärker mit krone.at identifizieren. Wir sind dank der Regionalredaktionen schon jetzt stark aufgestellt, aber Regionalisierung ist freilich auch im Sport ein Thema.” Auch ein Podcast wird kommen – natürlich, denn das Audioformat ist derzeit gefragt. Fally möchte aber, dass seine Gespräche auch in mehreren Monaten oder gar Jahren hörbar sind. Die erste Ausgabe war mit Rapid-Legende und Stadionsprecher Andy Marek. Zeitlos, so soll der Podcast aufgebaut sein. Dementsprechend sollen weitere Gesprächspartner, beispielsweise ehemalige Sportler oder auch einmal kultige Zeugwarte, sein. Vergangene Woche ging auch der erste Teil einer weiteren Idee online: Vertreter aus dem Sport und der Kultur zusammenzubringen – in dem Fall waren es Kabarettist Alfred Dorfer und Kulttrainer Peter Pacult. Auch ausführliche Videoreportagen sollen kommen. Diese neuen Content-Ideen müssen dann auch zu den Menschen kommen.
Starke Marke
Im Gegensatz zu vielen Websites, die ihre Inhalte über Facebook und Co. ausspielen, ist krone.at als Onlinesparte der meistgelesenen Tageszeitung Österreichs als Marke stark genug, dass viele User die Website direkt ansurfen. „Wir profitieren von der Marke. Die Click-Through-Rate im Sport ist beispielsweise bei Facebook nicht der große Quotenbringer”, erklärt Fally. „Wir können uns somit den Luxus gönnen, die Sportseite übersichtlich aufzubauen, haben ein stringentes Layout. Uns ist die Bedeutung von Facebook und Twitter natürlich bewusst, entsprechend intensiv bespielen wir die Plattformen auch – wir wollen ihnen aber nicht blindlings hinterherhecheln.” Den Luxus, sich Social Media-Plattformen nicht auf Gedeih und Verderb auszuliefern, möchte man sich gönnen.
Google hingegen ist ein heißes Thema. Rund 30% kommen ressortübergreifend über die Suchmaschine. „Die Braut Google soll erobert werden. Allerdings ist der Google-Algorithmus ein sehr gehütetes Geheimnis.” Das ist herausfordernd, die beiden erwähnten Umstände machen die Arbeit aber freier. „krone.at lebt von guten Inhalten, die gut aufgezogen werden müssen. Es mag plump klingen, aber auch der Titel muss stimmen. Wenn die Geschichte gut ist, funktioniert auch ein klassischer Zeitungstitel im Onlinebereich. Wenn Österreich im Fußball Deutschland schlägt, dann reicht das. Ansonsten stehen wir online vor der Herausforderung, einen guten Titel für unsere Stories zu finden. Da darf man nicht nur auf die Quote schauen.” Die Zahlen würden zeigen, dass viel der Recherchearbeit „dahin” ist, wenn die Headline nicht passt. Man gönne sich aber den Luxus, nicht nur auf Zugriffszahlen zu achten: „Eigenproduktionen genießen einen hohen Stellenwert – gegebenenfalls auch, wenn sie keinen Quotenweltrekord abwerfen. Rausgehen, Interviews machen, recherchieren, Geschichten an Land ziehen, das ist uns wichtig.”
Sport und PR?
Diese Geschichten zu finden, gestaltet sich heutzutage bekanntlich schwierig. Die großen Sportvereine im Fußball und Ski haben starke PR-Abteilungen. Ein nicht freizugebendes Interview gibt es im Sport beinahe gar nicht mehr. „Ich wünschte, ich hätte hier die letztgültige Weisheit”, sagt Fally. „Red Bull, der ÖFB, der ÖSV und viele weitere große Sport-Institutionen – sie liefern guten Content, das ist handwerklich toll, und wir wären blöd, wenn wir uns da nicht bedienen. Presseaussendungen sind natürlich wertvoll, wenn man Sonntagabend alleine in der Redaktion sitzt. Wir dürfen uns aber nicht einlullen lassen, sonst bekommen wir ernsthafte Probleme.” Besonders pikant scheinen auf den ersten Blick in dem Zusammenhang Medienpartnerschaften mit dem Fußballbund oder dem Skiverband. Doch Michael Fally meint, das würde keine Auswirkung auf die Arbeit der Redaktion haben. Im sogenannten Randsport hingegen ist das leichter, aber „wir müssen uns nichts vormachen. Nur von Handball- und Basketballgeschichten können wir nur schwer leben.” Die Krone berichtet dennoch ausgiebig darüber; alles wäre legitim, was gut an den Mann zu bringen ist, auch einmal eine gute Schachgeschichte. Wenn der Zugang stimmt, dann wird der neue Chef der Story auf jeden Fall zustimmen.
Optimistische Aussichten
Michael Fally blickt also optimistisch in die Zukunft, auch wenn es immer mehr Öffentlichkeitsarbeit und weniger Journalisten gibt. Dabei hilft ein scheinbar einfaches Credo: „Wir müssen der immer stärker werdenden PR entgegentreten, indem wir guten Journalismus machen.”