Trotz iPad & Co: Kinder nutzen TV vor allem linear
© Katharina Schiffl
Präsentierten die neuesten Erkenntnisse zur Frage, wie Kinder Medien konsumieren: Simone Ratasich (IP Österreich), Karl Heinz Deutsch (Transferzentrum Publizistik & Kommunikation München), Sahar Malekzadeh (IP Österreich), Carsten Göttel (Super RTL), Janine Weigold (Super RTL), Susanne Wegner (IP Österreich), Birgit Guth (Super RTL).
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 10.06.2016

Trotz iPad & Co: Kinder nutzen TV vor allem linear

Die IP lud zur Präsentation ihrer jährlichen Studie über den ­Medienkonsum des Publikums zwischen 3 und 13 Jahren.

••• Von Dinko Fejzuli

WIEN. Die Unkenrufe, Kinder würden nicht fernsehen, treffen ganz und gar nicht so und schon gar nicht bei Super RTL, so Simone Ratasich, Verkaufsleiterin IP Österreich, bei der Präsentation der jährlich stattfindenden Studie ­„Kinderwelten” zum Medienkonsum der 3- bis 13-Jährigen.

Und in der Tat: Betrachtet man die Kindersendungen, die von Kindern konsumiert werden, belegt Super RTL die ersten 42 Plätze, erst auf Platz 43 kommt eine Sendung des Mitbewerber Nickelodeon.
„Jeder möchte so schnell wie möglich höchstmögliche Netto-reichweiten erzielen. Bei uns geht das auch mit dem Einsatz von geringen Budgetmitteln”, so Ratasich weiter. „Wir haben einen annähernd gleichen TKP wie die Konkurrenz, aber die dreifache Reichweite.”

Tabletnutzung ab sieben Jahren

Und auf welchen Kanälen Kinder nun ihr Programm konsumieren, dazu gab Sahar Malekzadeh, IP Österreich, Auskunft. Ein Trend vorab: Kinder werden bei der Nutzung von Handies und Tablets immer jünger. Die Nutzung digitaler Geräte an sich geht schon ab drei Jahren los; mit sechs Jahren bekommt ein Großteil der Kinder schon ein Mobiltelefon und mit sieben Jahren Zugang zu einem Tablet.

Erfreulich für die TV-Branche: Für die Zielgruppe der 6- bis 9-Jährigen ist das lineare Fernsehprogramm, trotz zahlreicher neuer Konkurrenz, das wichtigste digitale Device. Bei einem täglichen ­Mediennutzungszeitbudget von 113 Minuten entfallen bei den 3- bis 13-Jährigen 87% auf den TV-Kanal, 63% davon auf lineares Fernsehen.
Daneben konsumieren bei dieser Zielgruppe 69% DVDs, 29% kostenlose Videoplattformen, 24% Mediatheken und überraschende 17% aufgenommene Sendungen; lediglich 2% nutzen (kostenpflichtige) Video on Demand-Angebote.
Auffallend ist, dass Kinder eine deutliche Unterscheidung treffen, wofür die einzelnen Devices genutzt werden. Fernsehen wird vor allem klassisch, linear konsumiert und hier vor allem verstärkt am Wochenende. Die non-lineare Nutzung von TV-Inhalten findet hauptsächlich an schulfreien Tagen statt, wobei jüngere Kinder nur den TV-Kanal nutzen und bei älteren schon eine Parallelnutzung von TV und Mobilendgeräten festzustellen ist. Das Handy benutzen Kinder vor allem für die Kommunikation, und Tablets dienen der Unterhaltung (Spiele, Videos, etc.).
Wie sieht es mit der Werbung auf all diesen Endgeräten aus? Auf dem linearen TV-Kanal nehmen Kinder Werbung sehr bewusst wahr und die Beeinflussung über alle Altersgrenzen hinweg ist gleich hoch; vor allem für jüngere Kinder stellt Werbung eine Art Wunschliste dar.
Bei älteren ist die Wahrnehmung von vor allem Nahrungsmitteln, Getränken und digitalen Spielen hoch. Eine wichtige Erkenntnis: Werber sollten TV-Werbung unbedingt akustisch unterstützen, um vor allem bei der Parallelnutzung die Aufmerksamkeit der Kinder wieder auf das TV-Gerät lenken zu können.

Taktgeber für das Familienleben

Im Gegensatz zu YouTube sind die jungen TV-Konsumenten beim linearen TV-Konsum nur mit altersgerechter Werbung konfrontiert. Dies ist auch ein Grund, warum Eltern, so die Studie, im Gegensatz zur ­Online-Nutzung, Kinder auch allein Fernsehen lassen.

Generell, so der bei den IP-Kinderwelten ebenfalls anwesende ­Soziologie Karl Heinz Deutsch, werde dem Medium Fernsehen der durchschnittlich stärkste positive und gleichzeitig geringste negativste Einfluss auf Kinder zugeschrieben.
Zudem habe Fernsehen, welches das Einstiegsmedium für alle weiteren digitalen Medien sei, etwas Strukturierendes. Deutschs Rat an die Fernsehmacher: Dies sei die Chance, mittels einer intelligenten Programmplanung Taktgeber für das Familienleben zu sein.

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