••• Von Anna Putz
WIEN. Am Mittwoch, 23. Juni 2021, präsentierte Markus Breitenecker, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 Puls 4, vor heimischen Medienjournalisten die Unternehmensstrategie der Sendergruppe. Man habe in den vergangenen Monaten „nicht sehr laut kommuniziert”, viel eher hätte man sich „auf das Wesentliche konzentriert”, die digitale Transformation forciert und an der strategischen Ausrichtung gefeilt, so Breitenecker.
Als Sendergruppe will man sich weiterhin auf Public Value und Local Entertainment „für die digitale Generation der jungen Österreicherinnen und Österreicher” fokussieren. Gewährleisten sollen das vier strategische Säulen: Österreich-Allianzen, Österreich-Originale, Daten-Technologie sowie eine Streaming-Offensive.
Österreich im Fokus
Um in Zukunft gegen „Silicon Valley-Giganten” Bestand zu haben, brauche es Allianzen, sagte Breitenecker abermals. „Transformation bedeutet, in Kooperation gegen ‚Silicon Valley-Konzerne' zusammenzuarbeiten”, so Breitenecker zur Gründung der sogenannten Austria Allianz. Teil davon sind unter anderem ORF, VGN, Kronen Zeitung, aber auch YouTube und Google.
Es sei „nicht leicht”, eine österreichische Allianz zu bauen; man müsse oftmals „über seinen eigenen Schatten springen” und auf andere eingehen, meint der Medienmanager. Zudem betont er, dass die Allianz nicht nur zur Unterstützung von Projekten der ProSiebenSat.1 Puls 4 Gruppe diene, sondern auch diverse Unternehmungen anderer Medienunternehmen „allianzfähig” seien, wie etwa die NAPA (Net Austrian Programmatic Alliance) von Standard, Kurier und Kronen Zeitung, der man beitreten werde.
Weiters werde das Medienhaus auch in Zukunft auf Local Entertainment und somit österreichische Produktionen setzen. ATV würde mit „Bauer sucht Frau”, „Amore unter Palmen” oder „Wir leben im Gemeindebau” zeigen, wie gut „österreichische Inhalte funktionieren”. Man wolle „Inhalte auf Augenhöhe mit Österreicherinnen und Österreichern produzieren” und in jene Contentgruppe investieren – so wie man es auch während der Pandemie gemacht habe. Diese Ausrichtung würde die Sendegruppe laut Breitenecker auch von der RTL-Gruppe unterscheiden.
Hauptthema: Technologie
„Wir wollen in Zukunft Werbung und Inhalte mit Technologie anreichern”, erklärt der 52-Jährige. Wenngleich die Strategie auf vier Säulen gebaut ist, könnte Technologie als das „strategische Hauptthema” bezeichnet werden. Vier technische Projekte wurden bereits umgesetzt, die die Brücke zur digitalen Zukunft schlagen sollen.
Zum einen ist da der Austria Log-in, der allen Partnern der Austria Allianz mehr User Registrierungen bringen soll. Unter dem Namen NetID Austria sollen User in Zukunft mit einem Passwort auf alle Publisher-Websites zugreifen können; Userdaten werden dabei dezentral bei den Publishern gespeichert, im Falle von ProSiebenSat.1 Puls 4 wäre das in der Datenbank 7Pass.
Mit „Virtual Minds” sei die Lösung für einen Austria Marketplace gefunden worden. Dadurch möchte man zum einen Addressable TV weiter fördern und eine „Live-Quoten-Messung etablieren”, wie Breitenecker sagt. Die Vision: „In Echtzeit Werbeblöcke komponieren”.
In der „Glomex-Allianz”, der Austria-Video-Platform, sollen alle teilnehmende Publisher mehr Umsatz generieren können. Durch diesen zentralen Player könne den Usern mehr Bewegtbildcontent auf den jeweiligen Webseiten geboten werden. Drei Untergruppen sind am Player beteiligt: Publisher (u.a. Heute, Kronen Zeitung, VGN), Content Provider (u.a. Puls 4, Puls 24, ATV) und Vermarkter (ProSiebenSat.1 Puls 4). Die generierten Umsätze sollen laut Breitenecker gedrittelt werden. Übrigens sei der Player „keine Konkurrenz zu anderen Playern, sondern ein Add-on”.
„Setzen weiterhin auf Zappn”
Säule vier der Strategie ist es, „von einem Broadcast-Champion zum Streaming-Champion” zu werden, erläutert Breitenecker; ProSiebenSat.1 Puls 4 setze dabei weiterhin auf die Streaming App Zappn, die 2017 ins Leben gerufen wurde.
Im Vorjahresvergleich konnte Zappn heuer seine monatlichen User um ein Viertel auf rund 940.000 steigern. Mehr als 200.000 App-Downloads verzeichnete man seit Jänner, gesamt steht die Streaming-App bei über 1.8 Mio. Downloads.
In Zukunft soll die NetID bei Zappn zur Anwendung kommen, eine generelle Pay-Schranke sei aber nicht geplant. Vielmehr überarbeite man derzeit den optischen und den inhaltlichen Auftritt der App.
In Zukunft werden User, wie von US-Streamingdiensten gewohnt, persönliche Recommendations vorfinden. Zudem möchte man weiterhin gewisse Formate vor TV-Ausstrahlung Streaming-first auf der App anbieten. Getestet wurde dieses Vorgehen unter anderem bei „Bauer sucht Frau”, die eigene TV-Quote würde dadurch nicht boykottiert werden, sagt Breitenecker. Angedacht ist auch die Integration von Audio-Formaten in Form von Podcasts. Vorantreiben wolle man die Interaktivität der App; Nutzer sollen laut Breitenecker in der App „voten, shoppen und interagieren können”.
Genug zu tun gibt es bei der Sendegruppe allemal, denn das selbsterklärte Ziel lautet: Die bestehende Marktführerschaft bei den Jungen – den unter 50-Jährigen – sowohl im TV als auch digital noch weiter auszubauen.