Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
UNGELIEBTE NACHBARSCHAFT. Schon Friedrich Torbergs Tante Jolesch sagte dieses zu ihrem Sohn: „Was setzt du dich hin Karten spielen mit Leuten, was sich hinsetzen Karten spielen mit dir?” Damit wollte sie ihm andeuten, dass seine Gesellschaft nicht gerade die beste ist. Dass gleichzeitig auch er bei der Geschichte nicht ganz gut ausgesehen hat, ist eine Nebenfront, die wir hier nicht weiter erörtern wollen.
Und aktuell im übertragenen Sinne nicht an einen Tisch mit den gerade wahlwerbenden Parteien hinsetzten wollen sich viele aus der werbetreibenden Wirtschaft und meiden zum Teil jene Medien bzw. Kanäle, in denen die ÖVP Deutschkenntnisse vor einem Zuzug in die Gemeindewohnung verlangt, die FPÖ vor dem Islam warnt und die Grünen ihre Pop-up-Radwege lobpreisen.
Das ist ein Problem für die Medien, denn dadurch gehen ihnen in gerade so schwierigen Zeiten wie diesen Einnahmen verloren, auf die sie wahrlich nicht verzichten wollen.
Auf der anderen Seite darf an dieser Stelle auch die Frage gestellt werden, wer denn dieses Umfeld ermöglicht hat. Vor allem die FPÖ ist in Wahlkampfzeiten geradezu verhaltensauffällig, wenn es um ihre Wortwahl auf Inseraten und Wahlplakaten geht.
Ich als Mitglied des Österreichischen Werberats, der für politische Werbung übrigens leider nicht zuständig ist, kann ein Lied davon singen, welche Beschwerden uns da erreichen, gegen die wir aber keine Sanktionsmöglichkeiten haben.
Etwas dagegen tun könnten die Medien selbst.
Nein sagen in Zeiten von Corona
Ich weiß, in schwierigen Zeiten wie diesen eine kühne Forderung, aber es ist hinterfragenswürdig, ob es nicht ein Mal an der Zeit wäre, etwa ein Sujet, bei dem ein offensichtlich nicht aus Österreich stammender Mann eine Scheibtruhe voller Bargeldbündel aus dem im Hintergrund montierten AMS herausschiebt, abzulehnen.
Wobei: Mit Bargeldbündeln kennt sich die FPÖ ja aus; diese sind nur nicht in Scheibtruhen, sondern angeblich in Sporttaschen verstaut gewesen.