Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
KREISLÄUFE. Die Flughafen Wien AG ist, so wurde gestern vermeldet, auf Erholungskurs. In Wien wurden im Vorjahr 23,7 Mio. Passagiere gezählt, das ist ein Plus von 127 (!) Prozent gegenüber 2021. Der Airport sprach von einem „erfolgreichen Comeback der Luftfahrt”. Klimaschützer schütteln den Kopf. Die „Flugscham” scheint, sofern sie je existiert hat, überwunden.
Bohren sollen die anderen
In der Nationalparkgemeinde Molln soll, so wurde kürzlich bekannt, mit der Förderung von Gas begonnen werden. 22 Milliarden Kubikmeter wären einer der größten Gasfunde der vergangenen Jahrzehnte in Österreich. Zum Vergleich: Österreichs Gasverbrauch bewegte sich zuletzt zwischen acht und neun Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Allerdings wird nicht so heiß gegessen wie gekocht: Zwar gibt es seit April des Vorjahres die für das Projekt nötige Aufsuchungslizenz, aber keine Bohr- und Förderlizenz. Ob es wirklich zu einer Bohrung kommt, ist demnach noch offen. Dennoch formieren sich bereits die Bürgerinitiativen.
Erdgas- und Erdölbohrungen sind, zu Recht, unbeliebt, Kohlebergbau auch, Atomkraftwerke sind in Österreich ein Tabuthema, Windräder sind „schiach”, Solarenergie stößt wegen der überlasteten Netzinfrastruktur schon jetzt an ihre Grenzen, Wasserkraft hat ein Problem mit mangelnden Niederschlägen, Wasserstoff braucht zu viel – grünen – Strom, wenn die Erzeugung auch nur irgendwie sinnhaft sein soll, und die Konzepte für Perpetua mobilia funktionieren nicht.
Technologisch ist es schaffbar, dass wir uns zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen. Aber es wird dauern. Teuer ist es auch. Europa soll bis 2050 klimaneutral werden, bis 2030 müssen die EU-Länder mindestens 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einsparen. Dann drohen Strafzahlungen. Probleme über Probleme. Da steigt man lieber in den Flieger nach Teneriffa und gönnt sich eine stressfreie kleine Auszeit.