Wenn die Roboter Steuern zahlen
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 27.04.2018

Wenn die Roboter Steuern zahlen

„Hängt sie höher” ist auch dann kein rationaler Einwand, wenn es um „Maschinensteuern” geht.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

IDEENREICH. Die OECD hat die Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Lohnnebenkosten in 35 Industriestaaten verglichen. Ergebnis: Österreich ist top – zumindest in Sachen Abgabenlast. Bei einem alleinstehenden Durchschnittsverdiener – knapp 46.000 Euro Jahresbrutto bei Vollzeit – fließen 47,4 Prozent der gesamten Lohnkosten an Finanz oder Sozialversicherung.

Um dem Ganzen etwas Anschaulichkeit zu verleihen: 46.000 Jahresbrutto heißt 3.286 Euro brutto pro Monat. 596 Euro gehen an die Sozialversicherung, 530 Euro fallen an Lohnsteuer an – und 2.160 Euro bleiben an Nettoeinkommen übrig. Und diese abgezogenen gut 1.000 Euro tragen maßgeblich zur Finanzierung des Sozialstaats bei, so wie ganz grundsätzlich in Österreich die Hälfte der Staatseinnahmen an den Einkommen der Arbeitnehmer hängt. Dazu kommt, dass die Arbeitgeber noch ein zusätzliches Scherflein zum Gemeinwohl beitragen, indem sie mit weiteren Abgaben auf die Lohnsumme ihrer Mitarbeiter Staatsausgaben wie Familienbeihilfen und Wohnbauförderung finanzieren.
Wenn man jetzt in Betracht zieht, dass Automatisierung und Digitalisierung über kurz oder lang zu weniger klassischen Arbeitsplätzen im Vollzeit-Angestelltenverhältnis führen werden, die auf traditionelle Art und Weise kräftig besteuert werden können, sollten wir uns damit auseinandersetzen, wie der Staat – und insbesondere der Sozialstaat – in Zukunft finanziert werden will. Lediglich die „Maschinensteuer” als linke Propaganda zu verteufeln, wird nicht ausreichen … solange wir die „Menschensteuer” weiterhin als gottgegeben abnicken.
Die Argumente gegen eine Wertschöpfungsabgabe sind bekannt, sie gilt als investitions- und innovationsfeindlich. Aber: Noch wirtschaftsfeindlicher wäre eine verarmende Konsumgesellschaft. Was in dieser Diskussion oft unter den Tisch fällt, ist die Tatsache, dass es nicht um ein Entweder-Oder geht, sondern um vernünftige Anpassungen eines an sich funktionierenden Systems. Ideen sind also gefragt.

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