Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
DIVERSITÄT. Vor ein paar Jahren führte die Statistik Austria eine Umfrage durch, um herauszufinden, wie viele Menschen mit welcher Behinderung auch immer in Österreich leben. Dabei gaben gut 20,5 Prozent aller Befragten eine dauerhafte Beeinträchtigung an, das sind hochgerechnet 1,7 Mio. Personen der österreichischen Wohnbevölkerung in Privathaushalten. Die zugrundeliegende Definition von gesundheitlichen Beeinträchtigungen war sehr weit gefasst. Es reichte von körperlichen Beeinträchtigungen, wie sensorischen Problemen (z.B. subjektiv empfundene Sehbeeinträchtigung trotz Brille) und Gehbeeinträchtigungen bis hin zu psychischen Problemen oder Lernbehinderungen.
Behinderte nur in Behindertensendungen
Auf diese Lebensrealität hat man vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern reagiert, und es gibt natürlich entsprechende Sendungen, die sich speziell diesem Thema widmen.
Doch die eigene Beeinträchtigung hat mit der journalistischen Qualifikation der betreffenden Person an sich nichts zu tun. Ein Moderator mit nur einem Ohr kann ein genauso guter Nachrichtensprecher sein, wie ein Kollege, dem keine Körperteile fehlen. Beispiele dafür gibt es übrigens schon. So gab es in Südkorea eine News-Sendung, die ein blinder Kollege moderiert hat, oder in der BBC, wo mit Carrie Burnell, eine Moderatorin, der von Geburt an ein Arm fehlte, sogar eine Kindersendung präsentierte, oder eben ORF Sport+, wo die Rollstuhlfahrerin Claudia Lösch undAndreas Onea, der bei einem Verkehrsunfall den linken Arm verlor, ein Behindertensport-Magazin moderieren.
Dass es viel zu wenig sichtbare Journalisten mit einer ebenfalls sichtbaren körperlichen Beeinträchtigung gibt, liegt zum einen daran, dass noch immer zu viele Verantwortliche meinen, es sei den Zuschauern nicht zumutbar, aber auch Chefs, denen es schwerfällt, die eigenen Berührungsängste bei der Mitarbeiterauswahl abzulegen und auch diesen Kolleginnen und Kollegen eine Chance zu geben.