Wird es wirklich immer schlimmer?
MARKETING & MEDIA Redaktion 13.10.2023

Wird es wirklich immer schlimmer?

Corona, Inflation, Krisen und Kriege: Argumente kontra chronischen Weltschmerz.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

DEESKALATION. „Der Rückgang der Gewalt dürfte die bedeutsamste und am wenigsten gewürdigte Entwicklung in der Geschichte unserer Spezies sein”, schrieb der Evolutionspsychologe Steven Pinker in seinem vor mehr als zehn Jahren erschienenen Buch „Gewalt – eine neue Geschichte der Menschheit”.

In dem mehr als 1.000 Seiten umfassenden Opus Mag-num zur von Mord und Totschlag geprägten Geschichte unserer Zivilisation analysiert er – unterlegt mit plausiblen Zahlen, Daten, Fakten aus unterschiedlichsten Disziplinen – die Entwicklung der Gewalt in all ihren Formen.

Von den Jägern und Sammlern der Urzeit, über Pogrome, Sklaverei und Frauenrechte bis zu den großen Weltkriegen. Die These, die er zu widerlegen versuchte: „Die Geschichte der Menschheit ist eine ewige Abfolge von Krieg, Genozid, Mord, Folter und Vergewaltigung. Und es wird immer schlimmer.” Teil eins, belegt er, stimmt; Teil zwei nicht. Es wird besser. Die „Chance”, ein Opfer von Gewalt zu werden, ist heute viel geringer als zu jeder anderen Zeit. „Eine leidenschaftliche Antithese zum verbreiteten Kulturpessimismus”, nannte es der Spiegel. Dies als Tipp für alle, die angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und in Israel an akutem Weltschmerz leiden.

Die „öffentliche Ordnung”

Dass die für Mittwochabend angemeldete Pro-Palästina-Demo in der Wiener Innenstadt trotz vorangehenden Verbots nicht aufgelöst wurde, ist eine Fortsetzung der undurchsichtigen polizeilichen Taktik, einmal auf Deeskalation und ein anderes Mal auf Pfefferspray und Schlagstöcke zu setzen. Dass der Innenminister noch am Vormittag in diesem Kontext das Versammlungsrecht als „eines der höchsten Güter in einer wehrhaften freien Demokratie” bezeichnet hatte, um, als sich unter anderem ein Verbot dieser Demos in Berlin medial herumsprach, eine Kehrtwende zu vollziehen, war auch keine elegante Strategie. Aber dieses Dilemma teilen wir mit anderen „wehrhaften” Demokratien.

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