Working poor dank Gig-Economy
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.11.2019

Working poor dank Gig-Economy

Warum Unternehmen wie Lieferando natürlich Betriebe sind und nicht nur eine virtuelle App.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

NEW ECONOMY. Früher war Gig was Lässiges und der Sammelbegriff für künstlerische Auftritte von Musikerinnen und Musikern.

Heute gibt es dank der Digitalisierung eine ganze Industrie, die sich nun Gig-Economy nennt und wo es auch so etwas wie einen Auftritt gibt; nämlich den Auftritt etwa des Essens-Lieferanten, der mit dem Fahrrad kommt, oder des Uber-Fahrers, den man per App bestellt hat.

Wann ist ein Betrieb ein Betrieb?

Was all diese neuen, dank der Digitalisierung entstandenen Dienste eint, ist das Merkmal, dass sie für den Konsumenten recht günstig zu haben sind.

Doch die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass all jene, die in dieser Gig-Economy auf der untersten Stufe stehen, diese Billig-Mentalität direkt zu spüren bekommen, indem ihr Einkommen am Ende des Monats trotz hohem Zeitaufwand recht niedrig bleibt.
Welche sozialen und vor allem gesellschaftspolitischen Auswüchse solche Start-ups verursachen können, kann man sich aktuell am Beispiel des niederländischen Essensauslieferers Takeaway, in Österreich mit der Marke Lieferando, ansehen.
Zwar – als löbliche Ausnahme – stellt das Unternehmen die Fahrer an, doch bekämpft man gleichzeitig einen dort gegründeten Betriebsrat, indem man sich auf die Position versteift, die österreichische Niederlassung sei kein Betrieb.
Und zwar mit folgender Argumentation: Die Bestellungen der Kunden liefen über ein App, deren technische Steuerung in Deutschland passiere, wobei der Server in Irland stehe.
Da könnte ich fragen, warum man den Server nicht gleich auf dem Mars verortet, und die technische Betreuung im Erdbeerland ansiedelt?
Mann kann nicht die Segnungen der Digitalisierung nutzen, sich aber bei der Auslegung von etwa arbeitsrechtlichen Fragen auf die Regelungen der Old Economy stützen. Selbstverständlich gelten für die New Economy auch neue Regeln, auch wenn das diesen Herrschaften nicht passt.

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