WIEN. Ein Hauptgrund dafür ist der vielzitierte „Österreich-Aufschlag“, den heimische Lebensmittelhändler in der grenzüberschreitenden Beschaffung bezahlen müssen. Konkret handelt es sich um diskriminierende Praktiken der Industrie, mit denen Konsument:innen in Österreich höhere Preise verrechnet werden als etwa in Deutschland. Die Bundeswettbewerbsbehörde hat dies in ihrem Endbericht zur Branchenuntersuchung der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette vom November 2023 bereits kritisiert.
Der Handelsverband wiederum zeigt diese unfaire Praxis schon seit 2022 immer wieder auf. Diese Form der Diskriminierung macht laut BWB einen Großteil des Preisunterschiedes zwischen Österreich und Deutschland aus und kostet die Konsument:innen europaweit jährlich rund 14 Milliarden Euro.
Behinderung des grenzüberschreitenden Handels: Mondelez muss Millionenstrafe zahlen
Der Handelsverband fordert schon seit Jahren ein Verbot territorialer Lieferbeschränkungen und erhält jetzt Rückenwind seitens der EU-Wettbewerbskommission. Wie heute bekannt gegeben wurde, muss der globale Lebensmittelproduzent Mondelez International für die Behinderung des grenzüberschreitenden Handels im europäischen Binnenmarkt eine Geldbuße von 337 Mio. Euro zahlen. Darauf einigte sich der Hersteller mit der EU-Kommission in einem Settlement.
Mondelez habe den grenzüberschreitenden Verkauf in der EU laut EU-Vizepräsidentin und Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager unrechtmäßig eingeschränkt, um die Preise für seine Produkte zum Nachteil der Verbraucher in Ländern wie Österreich oder Belgien hochzuhalten.
Europäischer Binnenmarkt ist Kronjuwel für Wettbewerbsfähigkeit der EU: HV fordert Verbot territorialer Lieferbeschränkungen
"Das Kronjuwel für die Wettbewerbsfähigkeit der EU ist der Binnenmarkt, der aber noch nicht fertig ist. Die heutige Entscheidung der europäischen Wettbewerbskommission ist daher ein wichtiges Signal an alle internationalen Lebensmittelproduzenten, dass eine Behinderung des grenzüberschreitenden Handels im EU-Binnenmarkt nicht länger toleriert wird", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des freien und überparteilichen Handelsverbandes.
"Der nächste Schritt kann nur ein gesetzliches Verbot von territorialen Lieferbeschränkungen in der gesamten Union sein, damit die Händler in kleineren Ländern wie Österreich oder Belgien Waren nicht mehr zu weit überhöhten Kosten beschaffen müssen. Das würde die europäischen Konsumentinnen und Konsumenten pro Jahr um 14 Milliarden Euro entlasten", so Will, der Sprecher des österreichischen Handels.