Am Tellerrand ••• Von Daniela Prugger
SALSA. Einkaufen macht auf Kuba weder Spaß noch Sinn – das hat ein sozialistisches Land nun mal an sich, und das wissen auch die allermeisten Besucher. Neben den wenigen staatlichen „Bodegas”, die hauptsächlich Grundnahrungsmittel und Pflegeprodukte anbieten, gibt es sonst noch Shops von Adidas. Die Kleidungsstücke sind weder ansprechend noch in allen Größen verfügbar. Trotzdem richten sich die Stores vor allem an ausländische Besucher. Luxusprodukte dieser Art können sich die meisten Kubaner nicht leisten – davon träumen aber schon: Adidas, Nike, Vans, RayBan, Zara –, für die junge Generation sind Marken längst zu den wahren, erstrebenswerten Statussymbolen geworden; deren Fälschungen ersteigern sie auf dem Schwarzmarkt. „Gereicht haben Essen und Geld noch nie”, meinte mein Nachbar Raúl, als er mir in Havanna sein Lebensmittel-Rationierungsbuch zeigte.
Jedem Staatsbürger wird eine Bodega, so werden die lokalen Geschäfte in Kuba genannt, zugewiesen. Die Grundnahrungsmittel – Reis, Milch, Eier, Tomaten, Zucker und Kaffee sowie Seife und Tabak – werden rationiert, dafür aber günstig verkauft. Wer mehr braucht (und das ist bei den meisten schon Mitte des Monats der Fall), zahlt fast das Vierfache. Raúl ist trotzdem glücklich, er hat Freunde in Spanien, die ihm hin und wieder Geld schicken. Doch in Restaurants geht er trotzdem nicht. Die sind vor allem für Touristen gedacht. In einem staunte ich nicht schlecht, als mir mit dem Gericht ein abgepacktes Briefchen Salz der Marke Spar mit serviert wurde – die der Spar Österreich übergeordnete Organisation vergibt das Logo weltweit an Firmen. Während die Mehrheit der Lebensmittel aus Mexiko oder China stammt und maximal nach Papier schmeckt, findet man immer häufiger auch überteuerte Markenprodukte von Barilla, Pringles (6 Dollar), Coca-Cola und Pepsi – der Ami-Junk schafft es überall hin. Auf Kuba werden Kinder noch immer Fidel genannt, „Federico” Engels und „Carlos” Marx gelesen, Werbung gibt es nicht (nur Propaganda), der Internet-Zugang ist beschränkt, man trinkt „auf die Freundschaft”, tanzt am Vormittag spontan im Café Salsa, genießt den besten Rum und erstklassige Zigarren, erlebt die schönsten Sonnenuntergänge – und trifft auf dieselben unzufriedenen, alles kritisierenden Touristen wie überall. Darüber kann Raúl nur schmunzeln: „Die sind im Urlaub und trotzdem gestresst.” Aber über Europa hat er schon viel Verrücktes gehört, etwa dass man dort sein noch intaktes Handy alle drei Jahre gegen ein neues einwechselt und die Menschen trotz voller Kleiderschränke nichts zum anziehen hätten.