BERLIN / BONN. Der deutsche Handel fordert vor der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine baldige Öffnung aller Geschäfte. "Sicheres Einkaufen geht auch unter Pandemiebedingungen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE, Stefan Genth, der Welt vom Montag, 8. Februar 2021. Alle müssten lernen, mit dem Virus zu leben. "Dazu gehören Öffnungen, schon bevor der Inzidenzwert von 50 erreicht ist." In Österreich haben die Geschäfte seit gestern wieder geöffnet.
Genth äußerte heftige Kritik an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der am Wochenende der Gastronomie eine Öffnung womöglich erst Anfang April an Ostern in Aussicht gestellt hatte. "Das kann nicht der Ernst des Wirtschaftsministers sein; ich erwarte, dass er sich für die Interessen der Wirtschaft einsetzt", sagte Genth der Welt.
Es gehe um die Existenz Tausender Unternehmen. "Einen Lockdown bis Ostern werden viele Geschäfte nicht überleben." Bis dahin würden die bisher ohnehin spärlich fließenden staatlichen Hilfen in keinem Fall reichen.
Genth begrüßte Stufenpläne für eine Öffnung, wie sie einige deutsche Bundesländer vorgelegt haben. "Wir brauchen klare Aussagen, wann die Maßnahmen unter Einhaltung strikter Hygiene- und Abstandsregeln wieder zurückgefahren werden", sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer der Welt. Dabei müssten alle möglichen Szenarien zugrunde gelegt werden, nicht nur ein "Worst-Case-Szenario mit stark exponentiellem Infektionsanstieg durch Virusmutationen". Der HDE formulierte seine Forderungen den Angaben zufolge auch in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel. Der Lockdown ganzer Wirtschaftsbereiche müsse "durch ein intelligentes Konzept zielgenauer und regional differenzierter Einzelmaßnahmen zur wirksamen Viruseindämmung ersetzt werden", zitierte die Zeitung aus dem Brief. (red)