Einzelhandel trotzt Konjunkturflaute
© Daniel Mikkelsen/Leadersnet
RETAIL Redaktion 21.02.2025

Einzelhandel trotzt Konjunkturflaute

Statistik Austria bestätigt ein reales Plus für 2024, doch ob der schwachen Konsumdynamik steigt die Sparquote an.

WIEN. Der jüngste „Konjunkturreport Einzelhandel” des Wifo im Auftrag des Handelsverbandes zeigt eine solide Entwicklung im heimischen Einzelhandel: Während die wirtschaftliche Gesamtstimmung im Land weiter von Unsicherheiten und einer mittlerweile mehrjährigen Rezession geprägt ist, konnte der Einzelhandel in Österreich im Jahr 2024 laut Statistik Austria ein reales Umsatzwachstum von 10,9% erzielen und entspricht damit der ersten Gesamtjahresprognose von HV und Wifo aus dem Vorjahr.

Insgesamt erwirtschaftete der heimische Einzelhandel (ohne Kfz und Tankstellen) im Vorjahr einen Nettoumsatz von 77,2 Mrd. €, was einem nominalen Plus von 2,7% gegenüber 2023 entspricht. Entgegen aller Befürchtungen entwickelte sich das Weihnachtsgeschäft sehr positiv, wie sich nun auch zahlenmäßig belegen lässt: Im Dezember 2024 stieg der Umsatz kalenderbereinigt um 4,6% (real +3,1%), nachdem bereits der November mit +3,8% (real +2,9%) ein solides Ergebnis geliefert hatte.

Widerstandsfähiger Handel

Ob das positive Weihnachtsgeschäft für eine nachhaltige Trendwende steht, lässt sich indes noch nicht sagen; aktuell sei die Konsumstimmung jedenfalls wieder verhalten, berichtet HV-Geschäftsführer Rainer Will: „Die heimischen Konsumentinnen und Konsumenten zeigen sich trotz gestiegener Realeinkommen zurückhaltend. Während sich die rückläufige Inflation positiv auf das Verbrauchervertrauen auswirkt, dämpft die steigende Arbeitslosenquote die Ausgabenbereitschaft.”

Angesichts der schwierigen allgemeinen Wirtschaftslage sei die zuletzt positive Umsatzentwicklung im Einzelhandel indes „bemerkenswert”, so Will weiter. Die Branche beweise „einmal mehr ihre Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Zeiten.”

Arbeitsmarkt rückläufig

Auf dem heimischen Arbeitsmarkt geht der Bestand an unbesetzten Stellen seit Monaten deutlich zurück – auch im Einzelhandel betrug der Rückgang allein im Dezember fast –25%. Aktuell gibt es im österreichischen Einzelhandel (inkl. Kfz) aber immer noch über 9.300 offene Jobs in allen Regionen Österreichs, die unmittelbar zu besetzen wären.

Land der Sparefrohs

Während sich die österreichische Staatsverschuldung mittlerweile auf über 398 Mrd. € summiert, was einer Schuldenquote von fast 83% entspricht (die EU-Maastricht-Vorgabe liegt bei 60%), setzt die heimische Bevölkerung verstärkt aufs Sparen: „Die schwache Konsumdynamik spiegelt sich vor allem in einer höheren Sparquote wider. Das Wifo erwartet heuer einen Anstieg auf 12%. Damit liegt unser Land im EU-Vergleich im oberen Spektrum”, so Will. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL