WIEN. Die Insolvenzstatistik des AKV zeigt, dass Österreich auf einen Rekord an Firmeninsolvenzen zusteuert. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden 3.064 Insolvenzen eröffnet, mehr als in den Gesamtjahren 2018 und 2019. Besonders betroffen ist der Handel mit 757 Insolvenzen – etwa vier pro Werktag. Die größte Insolvenz betraf Pepco mit 600 Arbeitnehmern, gefolgt von Depot mit 349.
Sparen ist angesagt
Trotz steigender Löhne geben Haushalte weniger Geld im Handel aus. Laut Wifo stieg die Sparquote von 8,7 auf 11,4%. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, erklärt: „Der Umsatzschub durch Lohnerhöhungen blieb aus. Stattdessen stiegen die Betriebskosten, und die realen Verkaufszahlen sinken im dritten Jahr. Höhere Einkommen werden gespart, nicht ausgegeben.”
Rückläufige Umsätze
Laut Statistik Austria waren die Umsätze im Handel im ersten Halbjahr real um 2,4% rückläufig, im Einzelhandel betrug das Minus 0,8%. Der Trend setzte sich nach den Rückgängen der Vorjahre fort. Das Wifo prognostiziert einen Rückgang der Bruttowertschöpfung um 1,7%.
Ein weiterer Faktor ist der Kaufkraftabfluss ins Ausland – rund 80% der im E-Commerce bestellten Pakete stammen aus dem Ausland. Will kritisiert, dass hohe Kosten für Personal, Energie und Mieten die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Einzelhandels verschlechterten. Regulatorische Maßnahmen fehlen.
Kleine und mittelständische Händler geraten zunehmend unter Druck. Dies zeigt sich im gestiegenen Leerstand. Bereits 18% der österreichischen Gemeinden seien demnach bereits ohne Nahversorger.
Forderungen an die Regierung
Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Die Inflation sank auf 1,8%, erstmals seit Jahren im Zielbereich der Europäischen Zentralbank. Dies könnte die Gelegenheit bieten, die Lohn-Preis-Spirale zu stoppen. Will fordert Reformen, um Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, darunter Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten und faire Bedingungen im Online-Handel. (red)