WIEN/BERLIN. Die heimische Lebensmittelbranche hat in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres deutlich weniger Erzeugnisse importiert und exportiert: Zwischen Jänner und September 2023 ging die Menge der Ausfuhren um 6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, die Einfuhren sanken um 4,8%. Gleichzeitig stieg der Gesamtwert der agrarischen Exporte im selben Zeitraum teuerungsbedingt um 6,1% auf 12,68 Mrd. € an; der Wert der importierten Waren erhöhte sich um 7,2% auf 12,77 Mrd. € – womit die agrarischen Außenhandelsbilanz mit einer Differenz von 94 Mio. € leicht negativ ausfällt. Das mengenmäßige Minus im Bereich der Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie beträgt 8,3%, wertmäßig gab es hier ein Plus von 5,8%.
Deutschland mit Abstand Nr. 1
Eine positive Entwicklung gab es laut AMA-Marketing, die sich auf vorläufige Ergebnisse der Statistik Austria bezieht, beim Handel mit dem wichtigsten Exportpartner Deutschland. Die Ausfuhren legten mit 11,4% nicht nur wertmäßig kräftig zu, mit einem Plus von 1,1% gingen auch mehr Produkte ins Nachbarland. Parallel dazu sanken die Importe aus Deutschland mengenmäßig um 0,9% – trotz eines mächtig anmutenden wertmäßigen Plus von 14,1%. Mit Ausfuhren im Gesamtwert von 4,81 Mrd. € ist Deutschland vor Italien und Ungarn das mit Abstand wichtigste Exportland (s. Tabelle); zweistellige wertmäßige Zuwächse gab es außerdem in Tschechien (+11,5%) und Slowenien (+12,6%).
Hohe Nachfrage nach Tierwohl
Auch was die Ausfuhrmengen betrifft, gab es nicht nur Rückgänge. Bei Rind- und Schweinefleisch etwa registrierte die AMA „sichtbare Zuwächse“. Mit Blick auf Schweinefleisch sei das insbesondere auf eine größere Nachfrage aus Deutschland zurückzuführen, wie AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler-Sipek bei der Vorstellung der Zahlen erklärte. Der Grund: Die deutschen Schweinebauern sehen sich mit höheren Tierwohlstandards bzw. größerem Druck seitens des Handels, Tierwohl-Fleisch zu produzieren, konfrontiert. Viele hätten daher ihren Schweinebetrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, so Mutenthaler-Sipek.
Als Exportschlager erwiesen sich wie schon in den vergangenen Jahren Milchprodukte, gefolgt von Wurst-, Schinken- und Speckwaren. Auf erhebliche Nachfrage sind auch Äpfel aus Österreich gestoßen, deren Exportmenge um knapp ein Drittel und deren Exportwert um mehr als die Hälfte gestiegen ist
Minus beim Getreide
Eine gegenläufige Entwicklung verzeichnete die AMA beim Handel mit Getreideprodukten. Die Menge der Ausfuhren sank um knapp zwölf Prozent, was vor allem an Preisreduktionen liegt, die schon Ende 2022 einsetzten. Allerdings hätten dazu auch die zollfreien ukrainischen Getreideexporte beigetragen.
Russland verliert Relevanz
Russland spielt indes für die heimischen Lebensmittelexporteure eine immer geringere Rolle, wie Josef Domschitz, Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, festhielt. Einst nach Russland exportierte Produkte würden nun tendenziell in andere Märkte exportiert, darunter neuerlich China, das vor allem am österreichischen Schweinefleisch interessiert sei. Dieser Trend spiegelt sich auch in den Zahlen der AMA wider, die für russische Produkte immerhin einen wertmäßigen Rückgang von gut 27% und einen Mengenrückgang um ein Drittel ausweisen. (APA/red)
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