Handelsverband und Shopping Center für liberalere Sonntagsöffnung
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RETAIL Redaktion 30.07.2019

Handelsverband und Shopping Center für liberalere Sonntagsöffnung

Der Handelsverband verweist auf 60 Ausnahmeregeln, die Shopping Center fordern sechs bis zehn offene Sonntage für alle.

WIEN. Der Handelsverband und der Verband der Shopping-Center wünschen sich eine liberalere Sonntagsöffnung. Der Handelsverband wendet sich dabei vor allem gegen den "Bürokratiedschungel" mit rund 60 Ausnahmeregeln zur Sonntagsarbeit. Die Fachvereinigung für Einkaufszentren ACSC hofft auf mehr Ausgaben von Touristen und eine Aufwertung gegenüber dem Onlinehandel, heißt es in Aussendungen am Dienstag.

Traditionelle Geschäfte geraten gegenüber Onlinehändlern ins Hintertreffen und das werde durch die Regulierungsdichte in Österreich noch verstärkt, kritisiert der Handelsverband. Bei der Sonntagsöffnung gelte etwa, dass diese zwar grundsätzlich verboten sei, es gebe aber mehr als 60 Ausnahmeregelungen auf Bundes- und Länderebene. In Oberösterreich führe das dazu, dass in Gemeinden mit weniger als 3.500 Einwohnern an Sonn- und Feiertagen von 8.00 Uhr bis 12.00 Waren des täglichen Bedarfes verkauft werden dürfen - in größeren nicht, außer wiederum es sind Kurorte oder ein Fremdenverkehrsgebiet. Auch wenn in einem Ort eine Firmung stattfindet, dürfen Reise- und Ausflugsbedarfsartikel sowie Firmungsgeschenke verkauft werden. Das gilt allerdings nicht für Linz, Wels und Steyr.

Wien ist anders
Wien hingegen, die Gemeinde mit den meisten Gästen, erlaubt trotzdem keine Sonntagsöffnung. Zwar wolle man keine generelle, flächendeckende Sonntagsöffnung, aber man wolle verhindern, dass Besucher nach Bratislava oder Kleinhaugsdorf ausweichen, um am Sonntag einkaufen zu gehen, so Rainer Will vom Handelsverband.

Die ACSC wiederum argumentiert, dass in Österreich 450.000 Menschen regelmäßig am Sonntag arbeiten. "Warum dürfen das keine Beschäftigten im Handel sein? Was unterscheidet eine Kellnerin von einer Verkäuferin?", so die rhetorische Frage. Die Shoppingcenterbetreiber glauben durch eine begrenzte Zahl von Sonntagsöffnungen mehr Fairness, mehr Arbeitsplätze, mehr Wertschöpfung in Österreich und eine Attraktivierung der Stadt- und Ortskerne zu erreichen.

Gastronomie- und Freizeitangebote haben in letzter Zeit in Shopping Centern deutlich zugenommen, oft am Sonntag. Auch das "Shoppingerlebnis" werde immer mehr als Freizeitbeschäftigung verstanden und mit einem Restaurant-, Kino, Fitnesscenter-, Bowling-Besuch etc. kombiniert. Am Sonntag sei dies aber nicht möglich, kritisiert die ACSC.

Striktes Nein von der Gewerkschaft
Die Gewerkschaft lehnt eine eine Sonntagsöffnung insbesondere in Wien kategorisch an: "Sechs Tage in der Woche ist das Einkaufen möglich. Die Beschäftigten haben sich einen fixen freien Tag in der Woche verdient", schreibt Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, in einer Aussendung. "Wenn es um die Vereinfachung von Regelungen geht, sind wir gesprächsbereit. Wenn es aber um die Ausweitung der Sonntagsöffnung in Österreich geht, sagen wir ganz klar Nein. Die Handelsangestellten wollen das nicht. Der freie Sonntag steht ihnen zu." (red)

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