••• Von Paul Hafner
WIEN. Der weltweite Kaffeekonsum nimmt weiter zu: Mit 175,5 Mio. konsumierten Säcken à 60 kg wurde der Vorjahresrekord (167,9 Mio. Säcke) auch heuer – wie schon in den letzten zehn Jahren – neuerlich überboten. Davon und von vielem mehr weiß der alljährliche De’Longhi Kaffeereport zu berichten. Heuer kombiniert er aktuelle Zahlen und Fakten zum Konsum mit neuen Erkenntnissen der Kaffeesensorik, röstfrisch serviert von Klaus Dürrschmid, Professor für Lebensmittelsensorik an der Universität für Bodenkultur Wien und Leiter des dort angesiedelten Labors für Sensorik und Konsumentenwissenschaften.
EU wichtigster Absatzmarkt
Der global gesehen wichtigste Absatzmarkt ist weiterhin, mit Respektabstand, die Europäische Union; auf sie entfallen 2021 27,7% des gesamten Absatzmarktes, ein leichtes Plus von 0,8% gegenüber dem Vorjahr. Platz zwei haben weiter die USA inne, die mit 16,0% (–0,1%) nur knapp vor Brasilien (14,5%, 2020: 14,2%) rangieren. Die Top Ten komplettieren Japan, die Philippinen, Indonesien, Kanada, Russland, Äthiopien und China mit Anteilen von je zwischen zwei und fünf Prozent.
Parallel zum globalen Absatzanstieg ist auch der weltweite Kaffeeumsatz im vergangenen Jahr gestiegen – nämlich von 321 Mrd. € auf 387 Mrd. €, ein beträchtliches Plus von 20,5%. Ein derart steiler Anstieg mutet einmalig an, doch sind auch die Prognosen für die kommenden Jahre positiv: Bis zum Jahr 2025 wird ein Marktvolumen von über 532 Mrd. € vorausgesagt, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 8,3% entspräche.
Kaffee in Rot-Weiß-Rot
Ein recht ähnliches Bild zeichnet sich in Österreich, wo der Kaffeeumsatz 2021 um rd. 19,5% bzw. um über 600 Mio. € auf 3,74 Mrd. € (2020: 3,13 Mrd. €) steigen soll. Mit einem prognostizierten Marktvolumen von rd. 4,85 Mrd. € für 2025 wird von einem jährlichen nationalen Umsatzwachstum von 6,7% ausgegangen.
Bei derart astronomischen Summen überrascht es nicht, dass knapp neun von zehn Österreichern (88%) Kaffee zu ihren präferierten Getränken zählen – deutlich mehr als andere Heißgetränke wie Tee (72,4%), Kakao (43,3%) und Milch (24,8%). Der Pro-Kopf-Konsum von Kaffee liegt stabil bei 162 l jährlich; Kaffeetrinker gönnen sich im Schnitt zwei bis drei Tassen täglich.
Coronabedingt verschoben haben sich die Konsumationsorte: Tranken im Vorjahr 8,2% ihren Kaffee am häufigsten in der Gastronomie, waren es heuer nur mehr rund zwei Prozent. Auch am Arbeitsplatz reduzierte sich der Kaffeekonsum von 26,5% auf 21,9%; dementsprechend trinken derzeit über zwei Drittel Kaffee am häufigsten zuhause (68%, 2020: 63%).
„Kaffeekonsum ist krisenresistent. Durch die vermehrte Homeoffice-Arbeit wurde sogar noch mehr Kaffee getrunken, insbesondere bei den jüngeren Zielgruppen”, erklärt Michael Frank, Geschäftsführer der De’Longhi-Kenwood GmbH. „Durch den Wechsel ins Home-office gaben 55 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, mehr Kaffee konsumiert zu haben.” Bei den 30- bis 39-Jährigen waren es 47%, bei den 40- bis 49-Jährigen 33% und bei den 50- bis 75-Jährigen knapp 30%.
Kaffeevorlieben im Wandel
Während Verlängerter (37,8%), Cappuccino (33,2%) und Espresso (23,9%) nach wie vor und unverändert in ihrer Podestfolge die bevorzugten Kaffeevarianten der Österreicher sind, setzen sich zwei Konsumtrends weiter fort: weniger Zucker und weniger Milch. So verzichten aktuell bereits 64% der Konsumenten auf Zucker (+4%), während die Zahl der Konsumenten, die ihren Kaffee ohne Milch trinken, auf 26% (+2%) gestiegen ist.
„Rund ein Viertel der Kaffeetrinker bevorzugt statt herkömmlicher Milch Pflanzendrinks aus Hafer, Mandeln, Kokos, Soja oder Reis. Am beliebtesten ist derzeit die Milchalternative aus Hafer, die von 5,4 Prozent der Konsumenten für die Kaffeezubereitung verwendet wird”, erläutert Frank unter Bezugnahme auf Zahlen von Marketagent. „Auch die österreichischen Baristas präferieren Haferdrinks, da ihr Geschmack mit den Kaffeearomen perfekt harmoniert.”
Das Drumherum ist wichtig
„Kaffeetrinken ist ein multisensorisches Erlebnis, in das mehrere Sinne involviert sind: Gustatorische, olfaktorische, trigeminale, visuelle, akustische und haptische Wahrnehmungen führen zu einem komplexen sinnlichen Gesamterlebnis”, erklärt der eingangs erwähnte Sensorik-Experte Dürrschmid.
Gelegentlich unterschätzt werde für das Kaffee-Erlebnis neben der Bedeutung des Nachgeschmacks auch die Tassenform. So zeige sich, dass eine tulpenförmige Tasse „die Intensität des Geruchs verstärkt und in einer Tasse mit einer Verengung in der Mitte der süße und saure Geschmack intensiver empfunden wird, und zwar sowohl von Laien als auch von trainierten Testpersonen.” Auch Aussehen und die Farbe des Kaffees – „Aspekte des sogenannten Mikrokosmos” – sind lange Zeit unterschätzt worden.