„Kein Preisdumping bei Fleisch im Supermarkt“
© panthermedia.net / pixpack
RETAIL Redaktion 14.02.2019

„Kein Preisdumping bei Fleisch im Supermarkt“

Klarstellung des österreichischen Lebensmittelhandels zur Aussendung des WWF: Qualität der Fleischprodukte im LEH hervorragend. Forderung nach gesetzlichem Rabatt-Verbot für Fleisch kontraproduktiv.

WIEN. "Für hochwertige Waren muss man im österreichischen Lebensmittelhandel auch einen fairen Preis bezahlen, was aber auch vom Verbrauer nachgefragt wird. Von Preisdumping kann im Fleischbereich keine Rede sein", stellt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Reaktion auf die gestrige Aussendung des WWF („Billig-Fleisch stoppen, Preis-Dumping einstellen“) klar.

Wenn aber die Preise für österreichisches Fleisch durch politische Vorgaben künstlich höher gehalten werden – etwa durch ein generelles Verbot von Rabatten und Aktionen –, so würde die Preisdifferenz zu Importprodukten aus dem Ausland noch höher ausfallen und in der Folge die Absatzmengen komplett einbrechen.

Selbstbestimmte Konsumentscheidungen sicherstellen
Die Qualität heimischer Fleischprodukte sei hervorragend und würde sich durch höhere Preise nicht automatisch verbessern. Darüber hinaus stehe es jedem Verbraucher frei, zu hochpreisigem Premium-Fleisch in Bio-Qualität zu greifen. "Andererseits hat aber auch jeder Konsument mit kleinerer Geldbörse das Recht auf eine ausgewogene Ernährung, in der Fleisch inkludiert ist. Es geht um eine selbstbestimmte Konsumentscheidung", so Will. Preisaktionen und Rabatte gehörten hingegen in einer freien Marktwirtschaft dazu, zumal die Lebensmittelhändler im Wettbewerb untereinander auch das Instrument der Preispositionierung nutzen.

Der Hebel für höhere Erzeugerpreise und damit für höhere Erträge in der heimischen Landwirtschaft liege nicht in erster Linie im Verkauf von Frischware. Auch die verarbeitete Ware sowie der Exportbereich spielen für die Preisbildung eine wichtige Rolle. Für letzteren ist der Weltmarktpreis der wichtigste Parameter.

Regionalität als entscheidender Faktor für Klimabilanz
Wie eine klima- und umweltfreundliche Ernährung in der Praxis aussehen könnte, müsste ebenfalls differenziert betrachtet werden. So bedeute ein reduzierter Fleischkonsum nicht automatisch weniger Klimaschädlichkeit, da die unterschiedlichen Fleischsorten völlig unterschiedliche Öko-Bilanzen aufweisen und sehr viele Faktoren eine Rolle spielen. Wenn es um die Klimabilanz von Lebensmitteln gehe, spiele insbesondere der Transport per Flugzeug und damit der Faktor Regionalität eine entscheidende Rolle.

Dem heimischen Lebensmittelhandel sei auch das Tierwohl ein großes Anliegen. Die österreichischen Umwelt- und Tierschutzstandards seien so hoch wie in kaum einem anderen Land. Daher setzt der heimische Lebensmittelhandel in vielen Bereichen auf österreichische Produkte – häufig zertifiziert mit dem AMA Gütesiegel.

Der Handelsverband und die österreichischen Händler unterstützen daher unabhängige Initiativen wie Land schafft Leben, um mehr Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln aus österreichischer Produktion zu schaffen. "Was wir aber keinesfalls wollen, ist eine Bevormundung des Verbrauchers. Jeder Konsument soll selbst entscheiden dürfen, was auf seinen Teller kommt. Der Handel in Österreich bietet hier die freie Auswahl", so Will.

Verpflichtende Herkunftskennzeichnung für alle Branchen
Auch in der Herkunftskennzeichnung sei der Handel im EU-Vergleich bereits „vorbildhaft und massiv in Vorleistung gegangen“. Es gebe seitens des Handels keine Vorbehalte gegen die von der Bundesregierung geplante verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Primärzutat bei Produkten mit Fleisch, Ei und Milch - sofern diese auch in der Gemeinschaftsverpflegung und der Gastronomie Anwendung findet.

"Eine einheitliche Kennzeichnungspflicht kann auch aus Konsumentensicht nur dann sinnvoll sein, wenn diese unabhängig vom Bezugsweg gilt – egal ob ein Konsument seine Lebensmittel im Handel, in der Kantine oder im Lokal bezieht. Branchenausnahmen sind aus Verbrauchersicht weder nachvollziehbar noch akzeptabel. Ansonsten würde das gesamte Konzept einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung ad absurdum geführt werden", appelliert Will an die heimische Politik. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL