WIEN. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes (ÖVP), kritisiert die EU-Krisenhilfe für Europas Bauern angesichts der Milchpreis- und Schweinefleischpreis-Krise als unzureichend. Es sei ein Ausdruck von "nicht viel Wertschätzung" der EU-Kommission den Landwirten gegenüber, sagte Schultes im APA-Interview. Mitte September hatte die EU-Kommission ein Hilfspaket von über 500 Mio. € angekündigt, wovon Österreich nur 7 Mio. € erhält. "Keineswegs ausreichend" nannte kürzlich Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) die von der EU-Kommission avisierten Maßnahmen.
Angesichts des starken Preisverfalls kämpfen Milch- und Schweinebauern europaweit um ihr Überleben. Darüber spekulieren, wie viele Bauern aufhören müssten, wenn das Preistief länger andauere, wollte der Landwirtschaftskammer-Chef nicht. Bäuerliche Familienbetriebe - wie in Österreich weithin vorhanden - seien deutlich krisenfester als Kapitalgesellschaften, weil sie den Betrieb durch Nebenerwerb stabilisieren könnten oder auch müssten. Bei niedrigen Milch- und Schweinefleischpreisen würde der Nachwuchs den Familienbetrieben aber immer seltener übernehmen. Je nach Betrieb sei die derzeitige Situation "extrem unterschiedlich", etwa ob hohe Pachtkosten bestünden oder vor kurzem viel Geld in den Stallausbau investiert wurde.Schultes forderte von den Molkerei-Genossenschaften keine Mittel auf die Seite zu legen, sondern das "erwirtschaftete Geld" an die Bauern weiterzugeben. Der Einzelhandel sollte nicht nur mit der Bauern-Idylle werben und teils gleichzeitig Billigaktionen fahren, sondern auch die Mehrkosten für die Qualitäts-Produktion in Österreich zahlen, forderte der Bauernvertreter. (APA)